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Houeida Hedfi – Fleuves De l’Âme

Die tunesiche Multi-Instrumentalistin Houeida Hedfi hat mit ihren elaborierten Kompositionen schon etablierte Pop-Größen wie Olof Dreijer von The Knife von sich überzeugen können, der nach dem Ende des Duos mit der Künstlerin mit Sitz in Paris zusammenarbeitete. Jetzt veröffentlich Houeida Hedfi ihr eigenes Debütalbum “Fleuves De l’Âme”, an dem auch Dreijer beteiligt war.

“Fleuves De l’Âme”, das bedeutet so viel wie Seelenflüsse und scheint auch genau die Erwartung zu bestätigen, die damit einhergehen. Houeida Hedfi beschreibt ihre eigene Identität in einem stetigen Wechsel aus Instrumenten, Einflüssen und Atmosphären.

Es ist kaum möglich, die tunesischen und französischen Aspekte der Musik auseinanderzuhalten, geschweige denn den Einfluss, den Dreijer auf das Endprodukt gehabt haben könnte. Genau darin liegt auch die große Stärke von “Fleuves De l’Âme”.

Es klingt nach all den Faktoren, die am Endprodukt beteiligt waren, vermischt diese aber zu einem individuellen Stück Kunst, das so mit Sicherheit nur von Houeida Hedfi stammen kann. Sie selbst betont, dass ihre Musik nicht nur Nationalitäten kennt, sondern auch ein Abbild ihres Geschlechts sei, ein künstlerisches , zurückgenommenes Selbstbildnis, das Raum für Interpretationen lässt.

In “Echos de Medjerda” kommt Hedfis ursprüngliche Herkunft als Künstlerin außerdem zu Vorschein. Die erfahrene Percussionistin inszeniert in über sieben Minuten das Abtasten und den Tanz weniger Instrumente, die sich aus unterschiedlichen Richtungen demselben Ziel zu nähern scheinen.

Dabei verdichtet sich das Stück nicht, wie man es von Instrumental-Kompositionen allgemeinbegabter Multi-Instrumentalist*innen gewohnt, stetig, sondern setzt immer wieder auf relative Ruhephasen, die den Klängen Raum verschaffen.

Über Dramatik, Sinnlichkeit, Wehklagen und die Bedrohung spielt sich “Fleuves De l’Âme” vor dem inneren Auge wie ein cinematographisches Meisterwerk ab, das nicht nur von einer Musikerin, sondern von einer Autorin stammt.

Industriell anmutende Passagen wechseln sich in “Cheniment du Tigre” mit purer Romantik ab – keine einzelne Empfindung darf einen ganzen Song bestimmen. Autor*innenkino für die Ohren also, wenn das nichts ist.

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