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Oliver Earnest – The Water Goes The Other Way

Ernst ist der zweite Vorname von Oliver Hauber, den man vielleicht aus der Post-Punk-Truppe Kaufmann Frust kennt. Wenn er solo unterwegs ist, lässt er seinen Nachnamen hinter sich, bereichert seinen zweiten Vornamen mit einem „a“ und einem „e“ und nennt sich Oliver Earnest.

Wenn man sich das zugehörige Debütalbum „The Water Goes The Other Way“ anhört, macht das auch Sinn. Denn das klingt so gar nicht nach einem Oliver Hauber aus München und Stuttgart, sondern nach dermaßen internationalen Aspirationen, wie sie in der deutschen Musiklandschaft zuletzt Get Well Soon verlauten lassen hat. Neben Konstantin Gropper nennt er internationale Genre-Größen wie die Bright Eyes, Modest Mouse oder die Mountain Goats als Referenzen.

Verstecken muss sich MusikBlog-Newcomer Earnest sich mit seinem tiefgründigen Singer/Songwriter-Sound, der sich leichtfüßig zwischen den lauteren Sparten des Indies bewegt, vor solchen Vergleichen nicht. Andererseits müsste es aber mit dem Teufel zugehen, wenn jemand beim ersten Versuch die Genialität eines Conor Oberst übertrifft.

Deswegen sollte man bei „The Water Goes The Other Way“ trotz aller Verlockungen jegliche Vergleiche außer Acht lassen und feit sich so nicht nur vor Enttäuschung, sondern wird mit einem großartigen Album überrascht, das die Rollläden trotz aller textlicher Düsternis immer noch einen Spalt breit offenlässt, so dass die Sonne ihren Weg schon finden wird.

Da wären beispielsweise die flirrenden Gitarren von „Cancel Therapy“, die bei unaufmerksamen Zuhören mit ihrer guten Laune über die großen Selbstzweifel hinwegtäuschen, die Earnest mit gewitzten Zeilen wie „If people talk through your songs / It must mean they’re shit“ besingt.

Sowieso gibt es viele Lyrics auf „The Water Goes The Other Way“, mit denen man sich nicht nur identifizieren kann, sondern darüber hinaus den Drang wecken, sie mit Kreide auf die Bürgersteige zu schreiben, weil sie den Nagel so auf den Kopf treffen.

„You say your life doesn’t feel like an adventure / More like a maze you keep escaping from / Only to realize your back at the centre / After each day is done”, heißt es gleich im Opener „Gathering Sound”, der im Intro noch kurz die Gitarre ausprobiert, bevor man sich im Mid-Tempo und Earnests tiefem Timbre wundert, wie man den Alltag der vergangenen Monate so schön vertonen kann.

Um einen Vergleich kommt man dann doch nicht umhin. Denn was Earnest bei „Crosswords”  mit seiner Stimme, einem Klavier, elektronischen Beats und ein paar Streichen erzeugt, klingt schon verdächtigt nach den besten Zeiten von The National.

In diesem Sinne: Neue Singer/Songwriter-Hoffnung aus Deutschland mit sieben Buchstaben? Earnest.

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