Das verfluchte zweite Album stellt für junge Bands immer eine besondere Herausforderung dar: Zwischen dem Erfüllen von Publikumserwartungen, der kreativen Selbstverwirklichung und, im besten Falle, auch der musikalischen Weiterentwicklung ist es ein schmaler Grat, der oftmals entscheidend für die weitere Karriere ist.
Pip Blom überlassen in ihrem Fall nichts dem Zufall, weswegen die vierköpfige Band aus Amsterdam ihr Zweitlingswerk „Welcome Break“ allein produziert hat. Das bedeutet zwar mehr Verantwortung, aber auch mehr Freiheit, um die eigene Vision so unverfälscht wie möglich umzusetzen.
Doch von Anfang an: Dass die Band für ihren Albumtitel den Namen einer Raststätten-Kette aus Großbritannien wählte, ist sicher keine Willkür. Einmal symbolisieren die Stopps an den britischen Autobahnen den buchstäblichen Weg, den Pip Blom auf Touren seit ihrem 2019er Debütalbum „Boat“ auf sich genommen haben.
Andererseits ist es auch die kreative Reise, die die Niederländer*innen hinter sich haben – und so ein Halt zwischendurch ist wichtig, um innezuhalten und sich überhaupt bewusst zu werden, wo man eigentlich mit dem eigenen Schaffen steht.
Für Pip Blom bedeutet das eine sanfte Emanzipation ihres sonnigen und rotzfrechen Indie-Rocks, der zwar etwas von seiner ungestümen Unschuld verliert, dafür allerdings an Lebenserfahrung und Selbstsicherheit dazugewinnt.
Noch immer glänzt die Band mit rigoroser Melodieverspieltheit, mit dem Spiel zwischen Vertracktheit und Eingängigkeit, mit Gitarren, die sowohl hell klimpern, als auch fuzzig brettern können.
Pip Blom schwingen zwischen dem herzensguten Gute-Laune-Indie von The Beths, der leicht düsteren Grunge-Attitüde von Chastity Belt, strahlender Träumerei von Alvvays und dem lässigen Slackertum von Courtney Barnett.
Allerdings ist es nicht mehr die unbändige und leidenschaftliche Zelebrierung des Lebens, die der alleinige Antrieb der Songs ist. Es schleichen sich vermehrt nachdenkliche, fast schon existenzialistische Töne hinein und sind dabei allerdings so subtil und sinnig, dass sie gleich Teil des Gesamten werden.
„Welcome Break“ ist die bestmögliche Weiterentwicklung für das Quartett: Der Prozess hin zu mehr Reflexion und Reife ist ein organischer und bekömmlicher. Die Band verliert sich nicht in unnötigen Experimenten und bewahrt dabei den Kern, der schon „Boat“ zu einem Indie-Kracher gemacht hat.
Ob auf den Autobahnen des Vereinigten Köngreichs oder sonstwo: Pip Blom sind auf der Überholspur in Richtung Indie-Rock-Erfolg.