Retro ist wieder cool, das ist gerade der Zeitgeist. TV-Specials erinnern an alte Kultserien und -filme, Shows werden gleich neu aufgelegt. Die SPD ist wieder da. Und auch in der Musik kommt die Vergangenheit zurück, siehe das aktuelle Pop-Punk-Revival.
Nun – dass How To Loot Brazil ebenfalls auf dieser Welle schwimmen, will man ihnen nicht unterstellen. Jedenfalls täten sie das kaum gewollt, sich so dem Mainstream anzubiedern. Das Duo machte außerdem schon auf Retro, als es noch niemanden interessierte.
Bisher interessierten sich auch eher wenige für How to Loot Brazil. Aber wer weiß, wer nach ABBA nicht auch noch den Techno von vor 30 Jahren für sich (wieder)entdeckt?
Seit dem Debüt 2010 hat das Duo aus dem westfälischen Soest beeindruckende sieben Alben veröffentlicht. Ihren Stil haben sie mit „Electro-Pop-Post-Punk-Techno stuff to dance to“ ganz gut selbst beschrieben.
Die 80s- und 90s-Vibes gehörten da schon bisher dazu, und das ändert sich auch auf „International Midi Thrill“ nicht. „Summer of 69“ ist hier „Summer of 89“.
Nun klingt Retro auf dieser Platte allerdings weniger nach heimeligem Nostalgie-Lagerfeuer als vielmehr nach dem 90er-Club-Trash, der in der Vergangenheit eigentlich ganz gut aufgehoben ist.
Die hämmernden und aggressiven Beats von Maik Timmermann sind bisweilen hyperaktivitätsgestört. Der aufmüpfig-trotzige Gesang von Vic Blonde gibt den Songs noch ihre unverkennbare Attitüde, die das Duo als ihr Markenzeichen reklamieren kann, besonders gern hört man dabei aber auch nicht zu.
Nach der guten halben Stunde, die das neue Werk dauert, ist es dann auch nicht schlimm, wenn es heißt: „Goodbye Nostalgia“.