, so der Künstlername von Karen Marie Ørsted, ist aktuell vielleicht einer der durchinszeniertesten Popstars, die von europäischem Terrain in die öffentliche Aufmerksamkeit drängen. Mehr edge als Dua Lipa und nicht ganz so DIY wie Charli XCX, Power-80s wie The Weeknd auf „Dawn FM“ aber nicht ganz so dark und indie-affin wie selbiger auf früheren Alben.

MØ ist Shapeshifterin und steht auch genau deswegen in gleichzeitiger Konkurrenz zu Generationsversteherinnen wie Lorde, Billie Eilish und BENEE sowie etablierten Pop-Bestimmerinnen wie SIA.

Ihr drittes Album „Motordrom“ drängt in keine Nische, sondern geht alles auf einmal an. Während „Live to Survive“ noch auf Synth und Tempo setzt, wechselt schon das darauffolgende „Wheelspin“ auf hymnische Gitarren, die in ihrer Melancholie auch hier wieder Assoziationen an andere Musikerinnen wecken.

Mit „Motordrome“ reißt MØ all die Grenzen ein, die sich zwischen den zahlreichen oben genannten Inspirationsquellen auftun könnten und schafft ein Album, das irgendwie sehr zufällig wirkt, gleichzeitig aber in jedem einzelnen Track Chart-Ambitionen weckt.

MØ scheint mit großer Geste und makelloser Produktion ihr Image der vergangenen Alben jedenfalls teilweise revidieren zu wollen. „Forever Neverland“ wirkte noch deutlich eher wie Bedroom-Pop, „Motordrome“ hat sich aus diesem sehr privaten Studiostandort endgültig verabschiedet.

In einer Tour de Force der unterschiedlichsten Emotionen und Stile überrascht es, dass ihr Gesang doch zu jeder Atmosphäre passt, die auf dem Album angerissen wird. Kompromisslose Popmusik im Stile von PC Music wird durch die Stimme der Dänin, die Zwielicht und Morgendämmerung in einem umfasst, relativiert und unterworfen.

MØs Musik wirkt nicht wie die algorithmusgesteuerte Aneinanderreihung besonders gegenwärtiger Sounds, sondern wie ein Ausdruck der Einstellung, die jungen Indie-Musiker*innen womöglich ganz neue Klangwelten eröffnet.

Ohne den eigenen Anspruch an Originalität zu verwerfen, wird das, was Gegenwart und Vergangenheit hergeben, zielsicher konzeptionalisiert und in einem Kreuzfeuer postmoderner Referenzen zusammengefasst – in einem Album, das idealerweise wie „Motordrome“ klingt.

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