„On Our Parting, My Beloved“ heißt ein Track der neuen Platte „Great American Painting“ von The Districts. Im Angesicht der aktuellen Geschehnisse kann man solche Titel nur noch schwer unvoreingenommen betrachten. Statt romantischer Abschiedsszenarien am Flughafen, spielt der Film im Kopf kilometerlange Schlangen an Grenzen ab, bei denen sich Väter ohne die Gewissheit eines Wiedersehens von ihren Familien verabschieden.

Aber davon ahnten The Districs wahrscheinlich noch nichts, als sie „Great American Paintings“ aufnahmen und besagten Song in blubbernden Indie-Pop verpackten, dessen eingängige Melodie und opulente Melodramatik, die sich einem mit den massiven Soundwänden gegen Ende förmlich aufzwingt, viel zu banal erscheint.

Und auch wenn man den Districts das natürlich nicht zum Vorwurf machen kann, darf man schon beanstanden, dass von dem Garage-Rock mit Lo-Fi-Charme der früheren Tage auf dem fünften Studioalbum des Trios nur noch wenig übrig geblieben ist.

Vielmehr zeichnen The Districts auf „Great American Paintings“ eine sehr polierte Version ihres Bilds der Vereinigten Staaten. Das stellt schon der Opener „Revival Psalm“, der mit flirrenden Gitarren und einer gehörigen Portion Kopfstimme im Refrain – die ihre Basis auf episch angehauchten Soundflächen findet und darauf auszurutschen droht – unter Beweis.

In die gleiche Kerbe schlägt beispielsweise auch „Outlaw Love“, das sich entgegen seines Namens gegen keinerlei Gesetze aufzulehnen scheint, sondern spätestens mit den gehauchten Background-Vocals, dem rhythmischen Off-Beat-Geklatsche und Rob Grotes Kopfstimme, die sich erneut in käsige Höhen aufschwingt, jedes Klischee der typischen Liebeskummer-Ballade erfüllt.

„White Devil“ zeugt da mit zackigen Gitarren-Riffs und einer geglückten Symbiose aus Indie-Rock und Blues-Anleihen schon eher von Kreativität. Und bei „Long End“ kann man den hallgetränkten Aufschrei im Refrain dank der düsteren Atmosphäre in der Strophe, für die Synthieflächen und Grotes Stimme mit ungewohnt tiefem Timbre gleichermaßen sorgen, gut verkraften.

Leider sind es auf „Great American Painting“ zu wenige Augenblicke, die aus der sonst breiten Masse an banalen Gefälligkeits-Pop-Momenten herausstechen. Deswegen möchte man The Districts am ehesten ihren eigenen Songtitel als Tip geben: „Do It Over“.

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