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Lucius – Second Nature

Wenn man sich als Musikerin vom Ehemann trennt, inmitten einer sowieso belastenden, gerade ausbrechenden Pandemie, und der Ehemann auch noch Drummer in der eigenen Band ist, dann ist das nächste Album voller Trennungsballaden und entsprechenden Texten eigentlich vorprogrammiert.

Wenn man Jess Wolfe heißt und in einer Band singt, die für ihre Uptempo-Nummern bekannt ist, dann hat man auf Herzschmerz im Ausklang solch einer Zwei-Jahres-Depression wenig Lust. Dann braucht es Dancefloor und viel Glitter.

Das in etwa ist die Entstehungsgeschichte von „Second Nature“, dem vierten Album von Lucius. Es ist ein Spagat zwischen Gute-Laune-Pop und Trennungsbewältigung, der erstaunlich gut funktioniert.

Jess Wolfe ist nur die eine Hälfte des Frontduos, die andere heißt Holly Laessig. Ihr Ex-Mann Dan Molad ist der Schlagzeuger, Peter Lalish ist Gitarrist der Gruppe. Der Unisono-Gesang der beiden Frauen und ihr Zwillings-Outfit auf der Bühne, es sind die Markenzeichen der New Yorker Indie-Pop-Band. Das steht nur nicht in bester ABBA-Tradition, es klingt auch so.

Mit „Second Nature“ haben Lucius eine Disco-LP mit 80er-Feel und vielen catchy Refrains aufgenommen: Songs wie „Heartbursts“, die einem im Hitradio bekannt vorkämen, die aber doch anno 2022 sind.

Unter die Disco-Songs haben Lucius die ein oder andere Ballade gemischt, wie der emotionale Fixpunkt des Albums, „The Man I’ll Never Find“. Doch um die schwierige Zeit, die hinter Wolfe und Molad liegt, ist der rote Faden des Albums.

„Our love’s burning out, we’ll keep dancing around it“, heißt es in “Dance Around It” zum passenden Ohrwurm-Refrain – Tanzen gegen die schlechten Zeiten. So ist Lucius mit LP Nummer vier ein eingängiges Pop-Album gelungen, das von seinem emotionalen Gewicht zusammengehalten wird.

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