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Elis Noa – I Was Just About To Leave

Elis Noa haben dazugelernt. Das ist für junge Acts nicht nur hilfreich, sondern auch essentiell, um als Menschen und Künstler*innen zu wachsen und das eigene Potenzial voll ausschöpfen zu können.

Elisa Godino und Aaron Hader fanden sich während ihrer Studienzeit an der Jazzabteilung der Wiener Musikuniversität, worauf nach Bandgründung eine musikalische Umorientierung geschah. Statt Jazz verfolgen die Wahl-Wiener dezenten Pop mit Soul- und R&B-Einflüssen, der zwar jazzige Ansätze hier und da zeigt, jedoch eher mit eingängigen Melodien und Groove per Du ist.

Mit dem 2020er Debütalbum “What Do You Desire?” stellten Elis Noa zwar genau das zur Schau, allerdings war zu spüren, dass das Projekt noch in den Kinderschuhen steckt und das Duo nicht an einen eigenen Sound dachte.

Dieser Prozess beginnt nun mit der zweiten Platte “I Was Just About To Leave”: Der anbiedernde Dudel-Pop aus dem Radio verwässert sich und macht der Suche nach der eigenen kreativen Identität Platz.

Für die beiden Musiker*innen war es dabei ein wichtiger Schritt, ein Konzeptalbum zu schreiben. Die 11 Songs handeln allesamt vom Loslassen – ob es um das schmerzliche Zurücklassen einer Beziehung geht, um das Abwerfen von toxischen Menschen oder die Sehnsucht nach wahrer Verbindung.

Elis Noa erzählen mit äußerst intimen Worten über nackte, menschliche Gelüste und die ernüchternden Einsichten, dass diese mehr schaden als helfen können. Passend dazu gestaltet sich die musikalische Seite der Platte äußerst introspektiv, gelegentlich auch gefährlich lauernd und allgemein deutlich subtiler als noch beim Debüt.

Filigran instrumentiert sind die Stücke, die oft nur aus minimalistischen Beats und leichten Synth-Teppichen im Hintergrund bestehen. Verruchte Klaviere schleichen sich hin und wieder ein, elektrische Spielereien sind rar und greifen den schmachtenden Melodien keine Aufmerksamkeit ab.

Mit ihrer souligen Stimme säuselt sich Godino vorsichtig durch die Songs, als dürfe niemand sonst außer ihr selbst ihre Gedanken hören. Die Emotionen, die sie dadurch ausspricht, sind zutiefst persönliche und ungeschönte.

Mit den zurückgefahrenen Arrangements und dem aktiven Vermeiden von Lautstärke mag zwar stellenweise der Vergleich mit Whisper-Pop-Star Billie Eilish aufkommen. Der hinkt allerdings, da Elis Noa mit ihrem stocknüchternen Sound auf “I Was Just About To Leave” eine emotionale Ebene erreichen, an die Eilish mit ihrer hit-orientierten Art noch nicht herangekommen ist.

Das zweite Album von Elis Noa ist zu authentisch für Kitsch, sorgt mit seiner durchdachten Produktion für Gänsehaut und geht trotz Entschleunigung in allen Aspekten durch Mark und Bein. Ein vielversprechender Sprung nach der ersten Platte.

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