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Für mich war das auch eine Herausforderung – Will Joseph Cook im Interview

Will Joseph Cook hat genug von schmerzerfüllten Lovesongs und damit verbundenen traurigen Gesichtern. Der britische Songwriter mit der warmen Stimmfarbe und dem feinen Gespür für nachhaltige Pop-Kunst nimmt den Hörer auf seinem neuen Studioalbum mit auf eine Reise in eine Welt, in der die größte Kraft des Lebens ausschließlich in hellem Glanz erstrahlt. Kurz vor der Veröffentlichung von “Every Single Thing” trafen wir uns mit dem Sänger von der Insel zum Interview und sprachen über ergiebige Reisen, die Kraft der Liebe und Neid als Antrieb.

MusikBlog: Will, dein letztes Album “Something To Feel Good About” steht erst seit eineinhalb Jahren in den Regalen, da kommst du schon mit dem nächsten Longplayer um die Ecke. Woher kommt diese Energie?

Will Joseph Cook: (lacht) Oh, die Songs sind irgendwie einfach so entstanden. Wir leben ja alle seit über zwei Jahren in einer Isolationsblase. In dieser Zeit habe ich fast ausnahmslos nur geschrieben. Ich habe all das, das mich während dieser Zeit bewegt und beschäftigt hat, in Musik umgewandelt. Das war ein sehr organischer und natürlicher Prozess. Letztlich habe ich nur drei Monate an dem Album gesessen. Dann war alles fertig.

MusikBlog: Kannst du uns etwas mehr über den Produktionsprozess verraten?

Will Joseph Cook: Das Album entstand wieder in Zusammenarbeit mit meinem Kumpel und Musik-Partner Matt Parad. Zu Beginn war es gar nicht so einfach. Ich lebe ja in London und Pat wohnt in Los Angeles. Während der Corona-Hochzeit hatten wir keine Möglichkeit, uns persönlich zu treffen. Ich saß also erst einmal ganz oft allein in meinem Garten mit meiner Akustikgitarre. Das war aber auch eine sehr inspirierende Zeit, in der viele Ideen für das Album gereift sind. Wir haben uns dann irgendwann via Teamviewer ausgetauscht und versucht, über das Internet ein Arbeitsumfeld zu schaffen. Das hat für ein paar Songs auch ganz gut geklappt. Aber für ein komplettes Album mussten wir uns etwas anderes überlegen. Wir hatten dann irgendwann glücklicherweise die Möglichkeit, uns in Mexiko zu treffen. Dort haben wir uns dann mit einem kleinen Koffer-Studio im Gepäck ein Appartement gemietet und den Rest des Albums fertiggestellt.

MusikBlog: Von dort aus habt ihr euch irgendwann dann in Richtung Los Angeles aufgemacht.

Will Joseph Cook: Ja, das stimmt, das war alles ziemlich crazy. Man muss irgendwie zwei Wochen in Mexiko verweilen, um dann über die Grenze nach Amerika zu dürfen. Schlussendlich haben wir dem großen Ganzen dann im Studio von Matt in Los Angeles den letzten Schliff verpasst. Das war eine ziemlich verrückte Reise, die sich aber auch total gelohnt hat. Am Ende war es so, dass ich mit ein bisschen Vorarbeit losgezogen und mit einem fertigen Produkt wieder nach Hause gekommen bin.

MusikBlog: Was steckt hinter dem Albumtitel “Every Single Thing”?

Will Joseph Cook: Nun, es ist ein Album mit ganz vielen Lovesongs. Es geht in der Summe um eine Beziehung zwischen zwei Menschen, in der die Liebe so groß und stark ist, dass man jedes noch so kleine Teil des Anderen nicht mehr missen will.

MusikBlog: Ist das auch der Grund, warum das Ganze am Ende so dermaßen positiv klingt?

Will Joseph Cook: (lacht) Das hat sicherlich auch etwas mit dem inhaltlichen Fundament zu tun, da bin ich mir sehr sicher. Aber es war nicht nur das. Ich weiß nicht, ich habe in der Vergangenheit nicht viele Songs veröffentlicht, die so einen positiven Ansatz haben. Für mich war das auch eine Herausforderung. Als ich aber gemerkt habe, dass es funktioniert und ich mich richtig gut dabei fühle, lief es irgendwann wie von selbst.

MusikBlog: Hattest du Inspirationshilfen?

Will Joseph Cook: Ich höre eigentlich immer sehr viel Musik. Das ist dann auch immer ziemlich breitgefächert. Auch wenn man es vielleicht nicht sofort denkt, wenn man die neuen Songs hört, aber ich habe viel Jazz und R&B gehört. Dann begleiten mich natürlich auch immer wieder die Bands und Songs, die ich schon seit jeher liebe und verehre, eben ganz viel Indie-Musik.

MusikBlog: Einer meiner Lieblingssongs ist “Today It’s Raining”, ein Lied, das du geschrieben hast als deine Freundin im Krankenhaus lag. Wie hat sie darauf reagiert?

Will Joseph Cook: Nun, das war eine sehr schwierige Zeit für uns. Damals befanden wir uns mitten im Lockdown. Ihr Aufenthalt im Krankenhaus hatte nichts mit Covid zu tun, sie hatte Probleme mit ihrem Blut. Aber das änderte ja nichts an den Bestimmungen. Wir konnten uns in dieser Zeit nicht sehen, da niemand von außerhalb ins Krankenhaus durfte. Ich schrieb ihr dann diesen Song, in einer Zeit, in der sie sehr sensibel und aufgewühlt war. Sie war sehr gerührt und emotional. Das hat mich wiederum sehr berührt.

MusikBlog: Eine sehr besondere Beziehung scheinst du auch mit deinen beiden Projekthelfern Matt Parad und Eric Radloff zu pflegen. Was zeichnet diese Bindung aus?

Will Joseph Cook: Ich habe vor ein paar Jahren einige Leute über Twitter kennengelernt, darunter auch Eric. Das wurde irgendwann immer freundschaftlicher, und so habe ich ihn dann mal in Los Angeles besucht. Während dieser Zeit habe ich auch Matt kennengelernt. Die Zusammenarbeit hat sich dann einfach so ergeben, und sie hat sofort Früchte getragen. Ich weiß nicht, ich arbeite einfach unheimlich gerne mit Amerikanern zusammen. (lacht) Die sind, gerade was die Indie-Szene betrifft, total offen und neugierig. Los Angeles ist diesbezüglich der perfekte Ort. Dort ist alles möglich.

MusikBlog: Ab wann hattest du für dich in Bezug auf die Musik das Gefühl, dass alles möglich ist?

Will Joseph Cook: Das ist schon eine Weile her. Da war ich so 14 oder 15 Jahre alt, glaube ich. Das war eine Zeit, da war ich permanent unterwegs. Ich habe unzählige Konzerte besucht und ich war irgendwann richtig neidisch auf all die Typen auf der Bühne, die da einfach ihr Ding machten. Das hat mich richtig angestachelt. Das war die Zeit, in der mir klar wurde, dass ich selbst Musik machen will. Ich wollte auch auf einer Bühne stehen und mit den Menschen feiern und singen. Diese Momente haben mich geleitet.

MusikBlog: Vielen Dank für das Interview.

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