Ganz entspannt mit Trixsi: Eigentlich hätte diese Nennt-es-bloß-nicht-Supergroup nicht noch einmal mit einem zweiten Album nachlegen müssen. Eigentlich hätten sie auch gar nicht erst mit dem Debütalbum “Frau Gott” anfangen müssen. Aber sie wollten.

Die lustige Zusammenkunft von Mitgliedern aus Herrenmagazin, Jupiter Jones, Findus und allen voran Frontpoet von Love A und allgemeiner Szene-Barde des deutschsprachigen Raums Jörkk Mechenbier gibt sich dem Spaß erneut hin, der mit der frischen Bandgründung 2018 begann und sich nun dem “schwierigen” zweiten Album widmet.

Nur, dass es nicht schwer zu sein scheint. Was sich gut trifft, denn der Tag, an dem sich Trixsi zum ersten Mal anstrengen müssen, wird wahrscheinlich auch ihr letzter sein.

Die ironische Leichtigkeit beginnt schon beim Albumtitel: Für manche ist die doof-lustige und semi-clevere Assoziation aus den Bandnamen von …And You Will Know Us By The Trail Of Dead und den Classic-Rock-Ikonen The Grateful Dead nur ein müdes Lächeln wert, Trixsi machen einen Gag zwischen Albernheit und High Art einfach zu ihrer Identität. Oder doch nicht? Wer weiß das schon so genau?

Wie steht es dann erst mit dem Inhalt? “…And You Will Know Us By The Greatful Dead” gibt sich äußerlich ebenso hallodrihaft und lädt mit großem Zwinkern und Grinsen in die gemischte Trixsi-Tüte ein.

Souverän ballert die Band den schwer zu greifenden Mix aus deutschpunkig angehauchtem Indie und nostalgischem Alternative-Rock in die Luft und fügt von allen kleinteiligen Fragmenten, die man von “Frau Gott” kennt, noch einige mehr hinzu.

Mehr fuzziger Punk schlägt schon in “Eegal” – ja, so wird der Titel geschrieben – entgegen, franst sich allerdings auch kurz danach wieder in viele andere Richtungen aus und bleibt lediglich eine von vielen Facetten, die Trixsi sich zusammenklauben.

Sehnsüchtig wird die Band bei “Vergib dir selbst”, gibt sich einen Fuß breit dem “Wir gegen den Rest der Welt”-Pathos hin und stellt sich mit dem drängenden 90s-Alternative-Rock als überraschend tragisch heraus.

Spätestens jetzt ist klar, dass die Ironie-Falle von Mechenbier und Konsorten zugeschlagen hat: Ging man noch voller Erwartung an doppelbödigen Klamauk-Rock hinein, findet man sich nun in einem Narrativ wieder, das immer authentisch, manchmal schmerzlich ehrlich und nicht selten einfach traurig ist.

Leicht psychedelisch und mit Akustikgitarren startet etwa “Scheiss Urlaub”, Jörkk erwähnt Schlauchboote und Wanderungen – dann fällt der Groschen: Der Song handelt von Geflücheten und die widerwärtige Ignoranz an den europäischen Grenzen. Gänsehaut.

“…And You Will Know Us By The Greatful Dead” überrumpelt an jeder Ecke – angefangen mit der Tatsache, dass es keineswegs eine Spaß-Platte ist. Fest steht, dass die zweite Platte der Band sowohl musikalisch spannend, als auch inhaltlich fesselnd ist. Hier die Prognose: Wenn die Tendenz so bleibt, sorgt Trixsi-Album Nummer vier für den Weltfrieden.

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