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Katy J Pearson – Sound Of The Morning

Robert Habeck sprach kürzlich von der Ungleichzeitigkeit der Dinge und meinte damit den bevorstehenden Versorgungsengpass für das Heizen im Winter bei aktuellen Außentemperaturen von über 30 Grad!

Katy J Pearson gibt der Ungleichzeitigkeit einen Klang, der schmissiger ist als Handgranaten und der auf Tarnanzügen Blümchen trägt. Der kaum besser bittere Realitäten unterwandern könnte und sie trotzdem beim Namen nennt. Ein irrsinnig gutes Kunststück.

Mit Flöten, Gitarren-Picking und Pearsons exklusiver, leicht quäkenden Stimme eröffnet sie im Titeltrack und Opener gleich einem Sonette, das von Fleetwood Mac bis Fleet Foxes die Geschichte versöhnlich klingen lässt.

Mit „Talk Over Town“ an zweiter Stelle bekommt die Ungleichzeitigkeit dann unmittelbar ein neues Tempo. Hier präsentiert sich ein paradiesischer Song, der schon mit der Strophe packender ist als der überdurchschnittlicher Indie-Pop-Chorus. Treibende Drums, flirrende Synthesizer, verträumte Pearson.

Und dann ein Chorus zum Verneigen oder den Kopf in den Nacken werfen, je nach körperlicher Verfassung. Pearsons Stimme schraubt sich in die Höhe, “I was waiting/ For a time, but it’s not”. Um die Ungleichzeitigkeit noch zu unterstreichen wird die zweite Zeile im Duett gesungen:

“Gonna show me something that I’m missing/ It’s the something I can’t live without.” Fertig ist einer der Sommer-Songs des Jahres, der für Indie-Aficionados auf Gefühlsebene die Wärme-Speicher für den Winter füllt wie kein zweiter vor ihm in diesem Scheissjahr.

Ob im spitzfindigen „Confession”, beim Bläseroutro in „Storm To Pass“ oder der Akustik-Ballade in „The Hour“, Katy J Pearson gelingt auf allen Ebenen das Kunststück, Leichtigkeit und Anspruch auf eine perfekt ausbalancierte Waage zu legen.

Ihr Debüt “Return” war schon von phänomenalem Glanz. Mit dem Nachfolger ist sie jetzt aber direkt bei einem Meisterstück angekommen. Zwischen Haley Bonar und Julia Jacklin stellt Katy J Pearson mit „Sound Of The Morning“ in dieser Sparte mal eben eines der besten Alben seit Jahren in den Plattenschrank.

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