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Laura Veirs – Found Light

Minus und Minus ergibt Plus. Das soll jetzt keine Rückkehr in den Mathe-Unterricht werden, doch diese Formel passt auch ziemlich gut zu “Found Light” von Laura Veirs. Auf ihrem mittlerweile 13. Album setzt die US-Amerikanerin nämlich vollkommen auf Reduktion und Minimalismus.

Mit beiden Füßen auf die Bremse zu treten, führt aber nur bedingt zum Ziel. Und doppelt so viel Ruhe eher zu anstrengenden Momenten für die Ohren. Ruhiger Folk ist in Zeiten vom boygenius-Gespann um Phoebe Bridgers, Julien Baker und Lucy Dacus hoch im Kurs.

Gute Voraussetzung, um ein weiteres Album mit dezenten Klängen, sanft angeschlagenen Gitarrenakkorden und ganz viel Melancholie in die Welt zu setzen. Dafür changiert Laura Veirs auf “Found Light” im Wechsellicht der verschiedenen Instrumente und versucht, eine gewisse Sound-Breite aufzutischen.

Da bauscht sich in “Naked Hymn” etwa eine mystische Märchenwelt der Marke Chelsea Wolfe auf, während sich immer wieder Jazz-Bläser nach vorne dudeln. Besonders spannend wird es aber dann, wenn sich Veirs von dem Folk 1×1 verabschiedet und elektronische Sphären erkundet.

Bei “Seaside Haiku” wird das verschachtelte Experiment gar zur Moderat-Verbeugung. “Eukalyptus” hingegen verwässert jegliche Songstruktur und weckt dabei den Gehörgang auf.

Der ist nämlich eventuell zwischendurch eingeschlafen. “Found Light” ist mit 14 Songs ein recht lang gewordenes Album und fühlt sich auf jeden Fall so an. Denn der Indie-Folk-Entwurf, den Laura Veirs hier präsentiert, schlurft langsamer durch die Gänge, als Joanna Newsom ihre Harfe anschlägt.

Natürlich schwingt die Membran von “Time Will Show You” mit den weichen Streichern mit. Aber am Ende zerfasert diese Platte auch zu viel zu oft in völligem Wohlbefinden und flutscht so nur an den Ohrwurm-Kontrolleur*innen vorbei.

Für Ecken, Kanten, Melodien oder aufweckende Momente ist hier ebenso wenig Zeit wie für Bombast oder Beats. Das wäre dann kein Problem, wenn zumindest die emotionale Seite ankommt. Dafür ist Laura Veirs’ Stimmfarbe über weite Teile aber zu zurückgezogen, zu in sich gekehrt.

Immerhin – mit dem prunkvollen “Komorebi” und dem überraschend gitarrenlastigen “Winter Windows” findet das Album einen schönen Schlusspunkt, an den man gerne anknüpfen würde. Ansonsten verleitet “Found Light” eher dazu, nochmal ein Album von Katie Melua aufzulegen.

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