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Michael Kiwanuka – Live im Stadtpark, Hamburg

Knapp zwei Jahre ist es her, dass Michael Kiwanuka aus London inmitten der Idylle des Hamburger Stadtparks ein Konzert spielen sollte. Damals war sein Album “Kiwanuka” noch aktuell und die Lust darauf, einen jungen Künstler, der schon mit drei Alben einem ikonischen Status besorgniserregend nah kommt, überdurchschnittlich hoch.

Zwei Jahre später hat sich kaum etwas geändert. Michael Kiwanukas mittlerweile nur noch aktueller gewordenes Album “Kiwanuka” zieht immer noch mindestens genau so viele Menschen zum Stadtpark Open Air, wie vor zwei Jahren gekommen wären – ausverkauft eben.

Selbst das Wetter hat Erbarmen mit den Wartenden und verzichtet nach einem durchwachsenen Tag auf erneute Sprühduschen für all diejenigen, die im grünen Rondell Platz finden. Stattdessen lässt ein lauer Sommerabend den Eindruck eines nicht enden wollenden Tages entstehen.

Aber ganz von vorn: Nach einem kurzen Support-Set von Mychelle, die mit einer gefühlvollen Solo-Performance und beeindruckender Stimme jedenfalls schon für verhaltenes Wippen in den ersten Reihen sorgt, betritt Michael Kiwanuka samt Live-Band die Bühne.

“You Ain’t The Problem” und “Rolling” lassen als frühe Highlights bereits die Stärken des Live-Ensembles erkennen. Eine unterstützende E-Gitarre übernimmt die Soli, während Kiwanukas Stimme in der Soundkulisse der Band aufgehen darf. Die Drums werden zu Beginn noch von den beiden Background-Sängerinnen unterstützt, welche im späteren Verlauf des Auftritts auch eindrucksvolle Gesangspassagen zum Besten geben.

Niemand in Kiwanukas Band scheint sich vor dem imposanten Frontmann verstecken zu müssen, dessen warme und einfühlsame Stimme live noch mehr Raum für instrumentale Improvisation lässt. Der Londoner gibt sich als wortkarger Intendant einer kohörenten Performance, die in der zweijährigen Wartezeit nichts an Intensität eingebüßt hat.

“Hero” wird samt langem Intro zum Mittelpunkt des Auftritts und bestimmt die dringliche Tonalität der Musik des Briten. Intensive Interludes, die auch auf Kiwanukas Alben zur Inszenierung politischer Balladen gehören, werden immer wieder mit reichlich Bass eingespielt und lenken die Aufmerksamkeit des Publikums nach jedem ausufernden Track wieder auf die Bühne.

Dort besinnt sich der Singer/Songwriter auf das Wesentliche und interagiert kaum mit den Zuschauer*innen. Einzig die mehrmalige Verschiebung ist regelmäßig Thema und wirkt gegen Ende des Sets fast wie eine surreale Dystopie.

Eine Atmosphäre der Ungläubigkeit zieht sich über den gesamten Abend von der Bühne bis in die hinteren Reihen, die im Stadtpark von erhöhter Perspektive aus den gesamten Auftritt bestaunen dürfen. Von Seiten Kiwanukas dominiert die Ungläubigkeit darüber, dass es nach zwei Jahren jetzt tatsächlich noch geklappt hat mit dem Auftritt in Hamburg.

Und von Seiten des Publikums bleibt die Ungläubigkeit darüber, dass man diesen Künstler wirklich so lang nicht hat sehen können, dass sein Album immer noch so gegenwärtig klingt wie vor drei Jahren und dass dieser Abend, der ewig lang in der Zukunft festzustecken schien, jetzt bald in der Vergangenheit liegen würde.

Wie ein Ruck, jetzt geht es weiter.

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