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Arkells – Blink Twice

Haben wir nicht alle mal davon geträumt, mit unseren Jugendfreunden eine Band zu gründen und berühmt zu werden? Ja? Dann ist jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen, um neidisch auf die Arkells zu sein. Der Blaupause folgend, haben sich die Kanadier bereits als Schüler zu einer Band formiert.

Die Arkell Street in Hamilton, hier befand sich der Proberaum der Band, wurde kurzerhand zum Namensgeber. 18 Jahre nach Bandgründung liegt nun das siebte Album “Blink Twice” vor. Wer gerade in der Midlife-Crisis steckt, darf jetzt leise am Schreibtisch heulen. Nicht zu laut, sonst denken die Kollegen, man ist kurz vor dem nächsten Burn-Out.

Die wiedererlangte Freiheit feiert man auf dem neuen Album mit Musikerkollegen, so finden sich u.a. die Cold War Kids, Tegan And Sara und die Lights, zum gemeinsamen Musizieren ein.

Die Arkells drücken ganz schnell die Klaviatur der Eingängigkeit und bewegen sich stilistisch irgendwo zwischen Maroon 5 (“Reckoning”) und den The Killers (“Take Back Everything”).

Von den einst politisch motivierten Texten hat man sich verabschiedet, mäandert dafür über die gesamte Breite der Zwischenmenschlichkeit. Da wird die mangelnde Hygiene der Partnerin bei “Take Back Everything” zur Liebeserklärung umfunktioniert, das eigene Scheitern in der Beziehung mit “Teenage Tears” verarbeitet und die Einsamkeit bei “Running Scared” verklärt.

Die Kanadier haben Expertise darin, massentaugliche moderne Gitarrenmusik zu zelebrieren. Die Wiedererkennbarkeit geht dabei aber verloren, so befeuert man das “Past Life” mit Synthesizern, schießt gemeinsam mit Lights auf Ohrwürmer bei “Human Being” und watet balladesk vom Piano begleitet durch die “Teenage Tears”. Bei letzterem sorgen zumindest Tegan and Sara im Duett-Refrain dafür, dass der Song nicht im eigenen Selbstmitleid zergeht.

“Blink Twice” ist über die gesamte Länge wie ein Deja-Vu Erlebnis. So singt Adam Levine vor dem geistigen Auge, wenn Frontmann Max Kerman beim protzenden, Riffs abfeuernden “Miracle”, das Mikrofon bearbeitet.

Billy Joel und Bruce Springsteen retten die Arkells. Beide Legenden zählen zu den Einflüssen der Kanadier, was man bei “Nowhere To Go” überdeutlich hört. Man verneigt sich mit fliegenden Tasten vor dem Piano-Man, lässt sich vom Boss in seine 80er entführen und sorgt spätestens beim Solo des Saxophons für den Höhepunkt des Albums.

Wie ein Weckruf schallt der Titel nach, wenn mit “Dance With You” ein Stilwechsel durchgeführt wird. Die elektronischen Beats hüpfen händchenhaltend mit den frühen Daft Punk auf dem Trampolin, der Bass kokettiert funky mit Jamiroquai und plötzlich knallt kokaingleich ein Refrain durch die Blutbahn, der für Hochgefühle – erzeugt Coeur du Pirate mit ihrer näselnden Französisch, mit Aly & AJ eingesungenen Tanzaufforderung – sorgt. Auf fast vier Minuten dreht sich die Discokugel der Ausgelassenheit durch die Lautsprecher, derart energetisch, dass für die beiden Folgetracks wohl nur noch Klänge aus der Mottenkiste der alternativen Rockmusik übrig geblieben sind.

Kurzweilig und unterhaltsam ist “Blink Twice” und bietet dank der Gastmusiker ein paar interessante Akzente abseits vom wenig Eigenständigkeit vermittelnden Indie-Rock-Sound der Band. Charismatisch sind die Jungs aber allemal und das nicht nur, weil sie einen Jugendtraum zur Realität gemacht haben.

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