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K.I.Z – Live in der Quarterback Immobilien Arena, Leipzig

Die Spuren, die die Pandemie in der Veranstaltungsbranche hinterlassen hat, sind tief, wo vieles wegen des schleppenden Ticketabsatzes aus „produktionstechnischen Gründen“ auf der Strecke bleibt, läuft es bei den Großen der Branche bereits wieder auf vor Corona-Niveau.

Zu den Großen im Rap-Business zählen ganz sicher K.I.Z, Tausende ihrer Anhänger füllten am gestrigen Samstag die Leipziger Arena, um nachzuholen, was die Inzidenz im März noch verhinderte – eine Party mit den Berlinern auf ihrer „Rap-Über-Hass“-Tour, die es in sich haben sollte.

BHZ (Longus Mongus wird später noch zum Gastauftritt bei den Headlinern erscheinen), heizen ein. Um 20:30 Uhr drückt der Bass, und die Türen der Nervenheilanstalt Birkenhain, die sich später wahlweise in Späti, Waffenladen und Rotlichtetablissement verwandelte, öffnen sich, um dem „VIP In Der Psychiatrie“ zwei Stunden Freigang zu ermöglichen.

Tarek, Nico und Maxim nutzen diesen ausgiebig, um ihr inzwischen nicht mehr ganz frisches letztes Album live vorzustellen und natürlich auch, um die eigenen Gassenhauer abzubrennen.

Kaum hat sich der Konfettiregen gelegt, war der Titeltrack des aktuellen Longplayers gespielt und die ersten Opfer des wilden Treibens zu ihren Füßen geborgen, knallt mit „Urlaub Fürs Gehirn“ schon der erste Klassiker aus den Boxen. Einer, mit dem das Wirken der Band in den letzten Jahrzehnten regelhaft von jenen beschrieben wurde, die den derben Provokationen in ihren Lyrics nichts Satirisches abgewinnen wollen.

Spätesten zur Wall of Death von „Unterfickt Und Geistig Behindert“ gleicht der gesamte Innenraum einem einzigen Moshpit, lässt sich das Publikum während der Show willig zu Gemeinschafts- Sprechchören und sonstigem Schabernack animieren, wobei der – zugegeben schwierig zu performende – Ruf des Seelöwen ausbaufähig erscheint.

Dass sich die Akustik der Mehrzweckhalle bestenfalls für Sportveranstaltungen eignet, spielt an diesem Abend eine untergeordnete Rolle. Die Soundwand ballert unter der Regentschaft des DJs und die lautstark unter Beweis gestellte Textsicherheit des Publikums – mehrheitlich „Mehr Als Nur Ein Fan“ – während der “Hahnenkampf”- Evergreens „Walpurgisnacht“ und „Neuruppin“ oder zu Tracks jüngeren Datums, machen audiophile Ansprüche obsolet.

Spätestens zum kollektiven Springen bei „Ellenbogengesellschaft (Pogen)“, Terrorgruppe hätte es liebevoll „Blutpogo“ genannt, dürfte im angrenzenden Waldstraßenviertel das Meißner Porzellan in der Vitrine geklappert haben.

Die Stimmung im Saal bleibt bei den Rammstein-artigen Pyroeinlagen von „Boom Boom Boom“, dem vielhändig gebildeten Rauten-Meer von „Danke Merkel“ bis zum Chart-Hit „Hurra Die Welt Geht Unter“ auf Anschlag.

Nach diesem Abriss dürfte manchen Gast erst der Regen auf dem Heimweg durch die Leipziger Nacht wieder auf Normaltemperatur herunterkühlt haben.

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