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K.I.Z – Rap Über Hass

„Ich seh’ was, was du nicht siehst und das sind deine Kinder“. Provokation gehört zum Geschäft. K.I.Z haben sich unter Berücksichtigung dieser Tugend inzwischen auf den Schirm aller politischen Lager gerappt, bekommen PR mittlerweile direkt aus dem Bundestag.

Marketing beherrschen die Berliner aber auch selbst, seit Ankündigung der neuen Platte steigerten die Kannibalen in Zivil sukzessive das Erwartungslevel, droppten mit „Und Das Geheimnis Der Unbeglichenen Bordellrechnung“ ein Intermezzo im Mix-Tape-Style, gaben im Februar eine semi-seriöse Pressekonferenz zum kommenden Release.

Was im Vorfeld aus „Rap Über Hass“ zugänglich war, übersprang locker die selbst auferlegte Messlatte, Political Correctness kategorisch ausschließend, fasste der Titeltrack im Prinzip schon alles zusammen, wofür K.I.Z geliebt und – da ihre überhöhte Darstellung von Sex und Gewalt immer Gefahr läuft, Zielgruppen anzusprechen, die das Kleingedruckte zwischen den Zeilen geflissentlich überhören – vermutlich gehasst werden.

„Mehr Als Nur Ein Fan“ – das Gros von ihnen wird sie richtig verstehen: ihr von Wut, Sarkasmus und Zynismus gespeistes Konglomerat, in dem Pseudomoral, Hass aller Couleur samt Genre-Großkotzigkeit satirisch demaskiert werden, bis das Gucci-Burka bedeckte Haupt durch die goldene Windschutzscheibe splattert.

Düster sind viele der Beats, die von Drunken Masters und Nico K.I.Z federführend produziert wurden, anderswo regieren Trap-Klänge oder entspannte Grüße aus der drogen-getriggerten Sound-Hängematte, scheint “Filmriss” musikalisch ein wenig von Deichkind zu transportieren.

Ab und an mit einem Hauch Pathos eingefärbt, wirkt das Album bei aller Abwechslung kompakter als sein zusammengewürfelter Vorgänger.

Nach gut 15 Jahren im Biz leiden Maxim, Nico und Tarek nicht an Altersmilde, die Lines sitzen und das Trio lässt mit dystopisch-rhetorischer Wucht all jene ähnlich gelagerten Versuche, die allerorten aus Bluetooth-Boxen von den Parkbänken tönen, bestenfalls bemüht wirken.

Dass dabei inhaltlich neben dem differenziert gesellschafts-analytischen Rundumschlag auch wenig charmant formulierte Details des Liebesspiels zur Sprache kommen, bleibt Mittel zum Zweck. Dass mit „Kinderkram“ auch eine kritische Selbstbetrachtung gelingt, findet sich im Genre eher selten.

K.I.Z – nutzen ihr Momentum, ein Chart-Einstieg von „Rap Über Hass“ auf der Pole-Position, wie es „Hurra, Die Welt Geht Unter“ gelang, ist nicht ausgeschlossen.

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