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Pixies – Doggerel

Wann werden die Pixies denn nun endlich eine Dad-Rock-Band? So manch einer möge glauben, eine Band mit bereits über drei Dekaden auf dem Buckel würde irgendwann automatisch den Classic-Rock-Stempel aufgedrückt bekommen.

Nicht so die Indie-Rock-Legenden: Auch nach über 35 Jahren ist weit und breit kein “Gefällig-auf-der-Mitte-der-Straße” zu sehen. Gleichzeitig nimmt sich die Gruppe um Frontmann extraordinaire Frank Black alias Black Francis zum Glück nicht unnötig ernst – was bedeutet bitte “Spätwerk”?

Die Sorge hätte vielleicht im 2019er Vorgänger “Beneath The Eyrie” aufkommen können: Haben sich die Pixies auf ihrem vierten Album seit ihrer Wiedervereinigung 2003 tatsächlich davon erholt, dass die langjährige Stamm-Bassistin Kim Deal – ihres Zeichens Protagonistin und treibende Kraft der Breeders – 2013 ausstieg?

Ziemlich beliebig und unfokussiert wirkte die Band, irgendwie hat man das alles schon gehört. Fehlgeleitete Reminiszenz an andere Künstler und längst vergangene Tage? Ein verkümmerter kreativer Muskel? Was es auch war: Es war nicht die Hochphase der Pixies.

Mit “Doggerel” bahn sich allerdings Besserung an mit neu gefundenem Selbstbewusstsein, das es sich gemütlich macht und die Verkrampftheit im Songwriting heraus massiert.

Ziemlich gerade heraus beginnt der Opener “Nomatterday” mit schnörkellosen Schlagzeug-Beats und einer düster schwelenden Bassline, die der Frontmann mit leicht schrammelnden Gitarren-Akzenten und ein bisschen angepisstem Spoken Word spickt.

Nach einigen Minuten bricht der Song aus – es geht in Richtung Punk und Garage. Auch wenn die Pixies gar nicht weg waren: Sie sind wieder zurück, zumindest aus der kreativen Flaute.

“Vault Of Heaven” ist quasi die folkige Wüsten-Rock-Fortsetzung des ersten Tracks und lädt Western-Gitarren zum Tanz. Die Pixies gehen keine unnötigen Umwege, die noch auf dem Vorgänger für eine holprige Fahrt sorgten.

Sie zeigen ihr allseits bekanntes Gespür dafür, wann sie laut und wann sie leise sein müssen, wann sarkastische Albernheit und wann melancholische Intimität angebracht sind. Ohne große Experimente, dafür mit zuckersüßen Melodien.

Einerseits sorgt das zwar für ein wenig zu viel Sicherheit und damit auch ein Hauch von Einseitigkeit – viele schöne Hooks fließen ineinander und haben gar nicht die Möglichkeit, für sich zu stehen und im Ohr zu bleiben.

Andererseits tut es aber gut, den Pixies dabei zuzuhören, wie sie sich auf ihre Essenz besinnen. Auch auf ihrem achten Album wird klar, warum man es hier mit einer Legende der Indie- und Alternative-Welt zu tun hat.

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