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Die Musik hat unsere Beziehung gerettet – Oh Wonder im Interview

Vor zwei Jahren glich die emotionale Welt der beiden Oh-Wonder-Köpfe Josephine und Anthony Vander West noch einem Trümmerhaufen. Ein klassisches Break-up-Album (“22 Break“) diente seinerzeit der Verarbeitung einer schweren Zeit, die beiden Protagonisten emotional alles abverlangte. Nun scheint im Leben der mittlerweile verheirateten Musiker aber wieder die Sonne. Gefeiert wird das Comeback der Liebe mit einem Studioalbum, das allen Interessierten und Beteiligten ein musikalisches Happy-End-Szenario beschert. Kurz vor der Veröffentlichung von “22 Make” trafen wir uns mit Josephine und Anthony Vander West zum Interview und sprachen über schlechte Zeiten, gute Zeiten und das ultimative Geschenk.

MusikBlog: Josephine und Anthony, wenn ihr die Zeit vor der Veröffentlichung eures letzten Albums “22 Break” mit dem Hier und Jetzt, so kurz vor dem Release von “22 Make” vergleicht: Was ist der größte Unterschied?

Anthony: Da die beiden Alben stimmungstechnisch sehr unterschiedlich sind, gibt es da schon fundamentale Unterschiede. “22 Break” war ein sehr schwieriges Album für uns, ein Album, das uns unheimlich viel Kraft und Energie gekostet hat. “22 Make” hingegen ist ein Album voller positiver Gedanken. Natürlich haben wir hier auch viel Zeit, Kraft und Energie reingesteckt. Aber das alles war eingefangen in einer durchweg positiven Blase.

MusikBlog: Während “22 Break” einem klassischen Break-up-Album gleichkommt, markiert “22 Make” den liebesgetränkten Neuanfang. Beide Alben sind thematisch und musikalisch unheimlich intensiv. Wenn ihr die Musik in eure persönliche Entwicklung mit einbezieht, würdet ihr sagen: Die Musik hat eure Beziehung gerettet?

Josephine: Das kann man definitiv so sagen, absolut. Die Musik ist und war in unserer Beziehung schon immer der dritte Part. Wir leben und lieben das, was wir tun. In den vergangenen zwei Jahren haben wir auf jeden Fall auch durch unsere Beziehung zur Musik wieder zueinander gefunden.

Anthony: Es ist ja auch so, dass wir als Musiker*innen grundsätzlich einen sehr außergewöhnlichen Alltag haben. Wir sind viel unterwegs, sammeln viele neue Eindrücke, hocken aber auch oft lange Zeit aufeinander. Wenn man das dann auch noch als Paar lebt, dann ist alles irgendwie noch intensiver. Wichtig ist, dass man die musikalischen Emotionen und Gefühle miteinander teilen kann. Wenn das funktioniert, dann entsteht da eine ganz besondere Verbindung. Musik war uns wirklich eine große Hilfe.

MusikBlog:  Wie seid ihr soundtechnisch an das neue Album rangegangen? Was war euch wichtig?

Anthony: Ich denke, dass klar war, dass wir nicht nur ein thematisches, sondern auch ein musikalisches Gegenstück zum Vorgänger im Kopf hatten. Das ging aber auch nicht so weit, dass ich jetzt von einem Konzept sprechen würde. Am Ende haben sich die Songs auch von selbst entwickelt und ganz automatisch diese positive Richtung eingeschlagen.

MusikBlog: Gab es Musik von außen, die euch zusätzlich inspiriert hat?

Josephine: Wenn ich Songs schreibe, dann höre ich eigentlich nur ganz selten andere Musik. Meist ist es so, dass ich mich irgendwie schlecht fühle, wenn ich einen tollen Song im Radio höre und nebenbei selber gerade am Schreiben bin. Da ist dann immer dieses Gefühl: Oh, das kriege ich niemals so toll hin! Ich verkrieche mich dann lieber in meine eigene Songwriting-Bubble.

MusikBlog: Wie sieht es mit möglichen Kollaborationen aus? Ich habe irgendwo gelesen, dass ihr gerne mal mit Frank Ocean arbeiten würdet. Stimmt das?

Josephine: Oh, ich würde sagen, wir würden gerne mit sehr vielen tollen Künstlern und Songwritern arbeiten. Frank Ocean bildet da sicherlich die Spitze. Aber er hat sicherlich Besseres zu tun. (lacht)

Anthony: Jeder Songwriter spricht irgendwie eine eigene Sprache. Das finden wir schon ziemlich spannend. Jeder hat einen anderen Zugang zu Melodien. Sich diesbezüglich intensiv auszutauschen, verspricht eine Unmenge an Input.

MusikBlog: Ihr seid aber ganz gerne auch für euch. Ihr managt das komplette Projekt allein, richtig?

Anthony: Ja, das ist in diesen Zeiten auch sehr wichtig, wenn man nicht irgendwann den Überblick verlieren will. Die Musik, die Shows, das Marketing, die Videos: Das Ganze ist ein unheimlicher Aufwand. Aber am Ende des Tages sind wir komplett im Bilde, in allen Bereichen.

MusikBlog: Welcher Prozess ist euch der liebste?

Josephine: Wenn es um die Musik an sich, das Entstehen eines neuen Songs geht, dann kribbelt es bei mir am meisten. Es gibt nichts Schöneres als den Moment, wenn wir einen Song finalisieren. Da war vorher nichts da, und irgendwann entsteht da ein kompletter Song. Das ist pure Magie. Es ist eigentlich immer magisch, wenn etwas Kreatives entsteht.

MusikBlog: Wie steht es um die Live-Situation? Ist da auch Magie im Spiel?

Josphine: Absolut. Aber es gibt auch Unterschiede. Nicht jeder Gig bleibt magisch in Erinnerung. Das ist auch das Komische. Ich meine, wir haben jeden Abend dieselben Songs, dieselbe Bühne, dieselbe Grundstruktur. Aber das Ergebnis ist oft ganz unterschiedlich. Wir haben beispielsweise vor ein paar Wochenenden in Berlin gespielt. Das war wie eine Vulkaneruption. Da sind die Leute völlig geplättet gewesen, und auch für uns war es irgendwie ein ganz besonderer Abend. Ich weiß noch, dass Leute nach der Show zu mir gekommen sind und mir erzählt haben, dass sie noch nie auf einem besseren Konzert waren. Das war so krass, weil wir eigentlich ein Tag zuvor nichts Anderes gemacht haben. Aber an diesem Abend war es dann irgendwie perfekt. Völlig verrückt.

MusikBlog: Perfekt, magisch, verrückt: Sind das auch Begriffe, die euch sofort einfallen, wenn ihr an euer ganz persönliches Miteinander denkt?

Anthony: Als Paar zusammen Musik zu machen, auf Tour zu gehen und so viel zu erleben, ist ein unglaubliches Geschenk. Wir teilen dieselben Erinnerungen. Wir gehen nach Hause und wissen genau, welche tollen oder auch nicht so tollen Momente hinter uns liegen. Das ist schon etwas ganz Besonderes.

Josephine: Nimm nur diesen Abend in Berlin. Ich hätte diese Vulkaneruption nie so richtig in Worte fassen können. Anthony hat genauso gefühlt. Er war auch dabei, stand die ganze Zeit neben mir. Diese Bindung ist unheimlich wertvoll. Es ist wirklich ein großes Geschenk.

MusikBlog: Vielen Dank für das Interview.

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