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MIMMI – Titanic

Die norwegische Künstlerin MIMMI hat ihr Album “Titanic” veröffentlicht, welches der zweite Teil ihrer “Shadow Work” Trilogie repräsentiert.

Der erste Teil  “Semper Eadem” aus dem Jahr 2020, der stark von Königin Elisabeth I. beeinflusst war, wurde von Kritikern gefeiert und für den norwegischen Grammy nominiert. Für 2023 ist geplant, dass “Semper Eadem” als Theaterproduktion im “Det Norske Teatret” (“Das Norwegische Theater”) aufgeführt wird.

MIMMI lädt uns auf “Titanic” in eine neue lyrische und musikalische Welt ein. Ihre Musik nähert sich mehr dem Art-Pop an und ihre Texte drehen sich um Traumwelten und den Zustand zwischen Wachheit und Traum.

Im Opening-Skit “The Beginning” startet MIMMI demnach auch mit der Frage, ob ihre Wahrnehmung tatsächlich mit der Wirklichkeit übereinstimmt – ähnlich wie Platon in seiner “Allegorie der Höhle”.

Der zweite, sehr schwermütige Song “Where Have You Been” erinnert musikalisch etwas an das Träumerische einer Imogen Heap. In “Nothing” flüstert uns MIMMI zu, dass sie immer noch versucht herauszufinden, wohin sie denn eigentlich gehen soll, bevor der Song in ein fast hymnisches Feuerwerk ausbricht.

Neben den Traumwelten greift MIMMI immer wieder Themen an, die sich um die eigene Herkunft, aber auch um die Angst vor der Zukunft drehen. Verpackt in persönliche Geschichten, wie die Frage nach der eigenen Identität, Heimat oder die Suche nach der Liebe. Sie lässt uns Teil ihrer Welt werden und es fällt uns sehr leicht, uns mit dieser Welt zu identifizieren.

Auf “Tonight” wird die Norwegerin dann etwas poppiger und erinnert vom Gesang etwas an Lana Del Rey. Trotz des aufhellenden Beats sind die Texte weiterhin schwermütig. Sie drehen sich um die ewige Suche nach dem Zugang zu ihren eigenen Gefühlen und dass es auch mal in Ordnung ist, wenn man diesen nicht findet: “It’s ok to feel nothing/It’s alright/So where do you go tonight”.

Das ganze Album ist gespickt mit einzelnen Skits, in denen MIMMI verschiedene Geschichten aus dem Alltag erzählt. In “A Call” erklärt sie am Telefon einer Freundin, dass sie eigentlich gar keine Geschichten mag, weil diese alle Lügen sind und das Leben im Vergleich dazu ein einziges Chaos ist.

“Announcement” ist eine Durchsage, wie sie vor Theatervorführungen jeweils gemacht werden. Einerseits läutet MIMMI damit den zweiten Teil ihres Albums ein. Andererseits könnte das auch eine Referenz auf ihr geplantes Theaterstück für 2023 sein.

Mit dem achtminütigen Song “Everybody Else” sprengt die Renaissance-Pop-Königin die Grenzen ihres Genres, das eigentlich keine Songs über drei Minuten erlaubt. Obwohl es nicht sehr zugänglich ist, hört man gespannt hin in der Hoffnung, dass noch etwas passiert – wie das bei Geschichten am Ende häufig der Fall ist. Tatsächlich nimmt der Song ein überraschendes Ende.

“Mask” ist eine Botschaft an den eigenen Vater und eine Frage nach der eigenen Identität. MIMMI schildert, dass sie sich ein Zuhause wünscht, das sie nie kennen wird – so wie sie ihren Vater nie kennenlernen wird, da er sich ständig hinter einer Maske versteckt, um die Narben seiner Vergangenheit zu verdecken. Mit der Akustikgitarre und der feinen Stimme von MIMMI ist dies der sanfteste und vielleicht auch der beste Song auf dem Album.

Das Ende des Albums besiegelt “Ann Nicole”, bei dem man sich erwischt, MIMMI beinahe mit Florence Welsh zu verwechseln. Wieder handelt der Song vom Träumen und den Erinnerungen an eine geliebte Person. Er ist das perfekte Ende eines Pop-Meisterwerks.

“Titanic” sollte man unbedingt vom ersten bis zum letzten Song hören. Die Reihenfolge der Titel und die Platzierungen der Skits sind kein Zufall und lassen dadurch ein Gesamtbild einer Geschichte entstehen, das im zeitgenössischen Pop seinesgleichen sucht.

Bleibt zu hoffen, dass die Geschichte von MIMMI keine Traumgeschichte bleibt, sondern noch lange in der Realität weitergeht.

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