Nach ihrem Debüt „Silver Dollar Moment“ (2018), dem Nachfolgealbum „Disco Volador“ (2020) und dem als Soundtrack konzipierten „La Vita Olistica“ (2021) mit erneuerten Arrangements bereits bekannter Songs erscheint nun das nächste Werk der britischen Band The Orielles. Zwischen charmantem Dream-Pop und fluoreszierendem Shoegaze lustwandelt „Tableau“ auf neuen Pfaden.

Das Trio aus Halifax erweitert sein Spektrum um noch progressivere Klanglandschaften und lässt die 16 Titel ineinander übergehen. Das zunächst anschwellende und sogleich wieder ersterbende „Chromo I“ bahnt sich den Weg durch Willkürlichkeit und kalkulierten Zufall und landet mit „Chromo II“ in dunkelbuntem Indie-Rock.

In diesem einstündigen Wirbel aus Rhythmus, drückenden Synthesizern und funkelnden Gitarren entfliehen sie klassischen Strukturen und malen impressionistische Narrative zwischen Melancholie und Mystik. Stellvertretend dafür zeigt sich das dahinplätschernde „The Improvisation 001“, das von dezentem Gesang und flüsternden Streichern begleitet wird.

Das romantisch verschrobene „Some Day Later“, das düstere „To Offer, To Erase“ wie auch das aufwühlende „Airtight“ zeugen von der Vielseitigkeit der Band. Das vorab veröffentlichte und beeindruckende „Beam/S“ bildet aber auch nach dem Albumrelease als zentrales Herzstück den Höhepunkt der Platte. Der Achtminüter fasziniert mit der Metamorphose von warmer Gemächlichkeit zu rauschhaftem Tohuwabohu.

Der Track hätte ursprünglich „Brian Emo“ heißen sollen, so die Sängerin und Bassistin Esmé Hand-Halford. „This is a song that has travelled, grown and adapted with us through all of the seasons. […] The warping of time, memories and relationships that you foster along the way. The original track was jammed at practice.“ All das hört man „Beam/S“ auch an.

Mit „Stones“ findet sich auch erstmals ein Titel mit Sprechgesang unter ihren Songs, der zunächst etwas befremdlich erscheint, aber einen gelungenen lyrischen Abschluss bildet. Das treibende „The Room“ fand als ersten fertiggestellten Song eher zufällig den Weg auf das Album, welches die Band im Übrigen gemeinsam mit Joel Anthony Patchett produziert hat, der auch bereits mit Tim Burgess und King Krule zusammenarbeitete.

The Orielles wachsen weit über ihren eigenen Horizont hinaus und formen ein Album aus trüber Beliebigkeit und differenzierter Ausgestaltung. Eine monatliche Radioshow für Soho Radio während des Lockdowns wie auch eine mannigfaltige Playlist für die Fahrt von Manchester nach Eastbourne ins Studio soll ihre Kreativität beflügelt haben.

Inspiriert von Existenzialismus, Krautrock und John Cocteau’s „Orpheus“ schaffen sie mit „Tableau“ ein experimentierfreudiges und lautmalerisches Werk aus sinistren Klanggewittern und unaufgeregter Üppigkeit.

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