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Will Sheff – Nothing Special

Seit über zwei Jahrzehnten ist Will Sheff aus dem Musikbusiness nicht mehr wegzudenken: Noch in der Highschool gründet er die Indie-Rock-Band Okkervil River, mit der er als letztes verbliebenes Gründungsmitglied zuletzt 2020 „A Dream In The Dark“, eine Compilation aus Songs, die das gesamte musikalische Schaffen der Band umreißen, veröffentlicht hat. Ein schöner Abschluss, um in einen neuen Lebensabschnitt weiterzuziehen.

Denn Sheff hat viel an den Rock’n’Roll verloren. Wilde Eskapaden und Drogenexzesse begleiteten ihn einige Jahre und 2020 verstarb Travis Nelson, der (einstige) Drummer  von Okkervil River, mit dem der Sänger ein enges, wenn auch schwieriges Verhältnis teilte – ein tiefer Einschnitt in seinem Leben.

All das bringt Will Sheff dazu, ein neues Kapitel aufzuschlagen. Er möchte ein Stück zurücktreten von der nie wirklich abgelösten Jugendidee seiner Band, die dort vertretenen Werte weiterentwickeln und sich in einem Soloprojekt von den Zwängen und Erwartungen um Okkervil River befreien.

Heraus kam das Solo-Debütalbum „Nothing Special“ bestehend aus acht nachdenklichen Mid-Tempo-Tracks, welche sanfte Klänge, nachdenkliche Atmosphäre und plätschernde Pianos wie Gitarren mit der (Kopf)Stimme Will Sheffs kombinieren, deren Ecken und Kanten für einen spannenden Bruch zum harmonisch-ruhigen Sound sorgen.

In vielschichtigen, poetischen Texten versucht der Sänger, seine teils schwierige Vergangenheit zu verarbeiten und in eine hoffnungsvolle Zukunft zu blicken. Die bildlichen Lyrics verweben sich auf natürliche Weise mit dem warmen Sound von „Nothing Special“ und sorgen für viel Stoff zum Verarbeiten, so dass man als Hörer*in auch lange nach dem Anhören noch den eigenen Gedanken nachhängt.

Der Longplayer startet bereits mit schwerer Kost: „Spiral Season“ drückt die Verzweiflung gegenüber den Umständen dieser Welt aus, die wir Menschen uns selbst geschaffen haben. Fast schon spirituell klingt dann der achtminütige „Holy Man“ – das Herzstück des Albums – welcher von der Versuchung erzählt, der Dunkelheit in dieser Welt zu verfallen und versucht, die Balance zwischen Gut und Böse zu halten.

Und richtig emotional wird es auf dem titelgebenden Track „Nothing Special“: Der Song widmet sich dem verstorbenen Travis Nelson und dem Umgang mit Verlust und Schmerz.

Will Sheff hat sich mit „Nothing Special“ auf Sound- und Textebene von seinem Vorgängerprojekt befreit und offenbart die intimen Gedanken eines Mannes, der im Leben schon mit viel Dunkelheit konfrontiert war – und zeigt gleichzeitig, wie wichtig es ist, sanft mit sich selbst und dem eigenen Umfeld umzugehen.

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