Wer seine Songs „Laughter Wrapped In Lace“ oder „Kandierter Kummer“ nennt, hat ganz offensichtlich ein Blauwal-Herz voll Poesie. Aber: Auch in der Musik ist der Pfad zwischen pathetischem Kitsch und bemerkenswerter Kunst schmal. Malva zeigen sich auf ihrem Debütalbum „Das Grell in meinem Kopf“ dafür aber ziemlich trittsicher.
Hinter Malva steckt auf dem Papier das Münchener Songwriter*innen-Duo aus Malva Scherer und Quirin Ebnet. Beim Hören von „Das Grell in meinem Kopf“ verabschiedet sich dieses Wissen aber langsam, denn die alternative Welt dieser Platte ist wunderbar körperlos.
In „Middle Of Nowhere“ wird noch sanfter Indie-Pop der Marke Aurora angetäuscht, dann lassen sich Malva endgültig treiben und streicheln den Zuhörer*innen das Ohr.
Wer mag, kann dazu Referenz-Bögen spannen – vom reduzierten Kammer-Pop in der Lo-Fi-Version von „Pieces And Shards“, der an Billie Eilishs „Happier Than Ever“ erinnert, bis zum Halbdunkel-Storytelling im Lana-Del-Rey-Schmachter „I Drank Your Texts Earlier That Night“. Muss man aber nicht, denn der angenehm zurückhaltende Sound der Platte will sein eigenes Mitternachts-Süppchen kochen.
Denn Malva haben doch auch etwas sehr Eigenes, Ungewöhnliches in ihrem Klangbild. Das Überraschungsmoment eines plötzlichen Nirvana-Covers im Melancholie-Morast zum Beispiel („Polly“). Aber auch den drastischen Textur-Wandel zwischen den englischen auf der einen und den deutschen Texten auf der anderen Seite. Von Indie-Sanftmut zu Spoken Word-Dramaturgie in zwei Sekunden. Warum nicht?
Und so bietet das Album trotz all diesem Understatement und einer klaren Zuneigung für maximal minimalistische Arrangements immer wieder kleine Aha-Momente, die aufhorchen lassen. Nur bedingt, versteht sich, die Entspannung und Seelenwanderung will schließlich nicht unterbrochen werden.
Doch genau diese kleinen Spielereien sind es, die Malva von vielen anderen jungen Musiker*innen unterscheidet. Und im Closer, der full-range-Version von „Pieces And Shards“ wagen sie den Schritt Richtung Großflächigkeit dann doch, füttern ihre Worte mit Beats, Schwung und Chören zu einem großen Song heran.
Einer, der andeutet, dass hier noch ein echter Geheimtipp nicht nur, aber vor allem für Sofia-Portanet-Fans wartet. Und das ganz gemütlich.