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Little Simz – NO THANK YOU

Nur eine Woche Vorbereitung ließ Little Simz der Welt zwischen Ankündigung und Release von “NO THANK YOU”, dem fünften Album der britischen Rapperin. Das kam unerwartet: Erst vor gut einem Jahr lobte die Musikwelt noch das Vorgängeralbum “Sometimes I Might Be Introvert” in höchsten Tönen.

Trotz des Erfolgs stellen die zehn neuen Tracks so einiges klar – das Wort “Abrechnung” fällt im derzeit laufenden Diskurs bereits im Minutentakt. Eine Abrechnung mit der Industrie soll es sein, mit dem diskriminierenden System und mit allen, die sich an Simz’ Erfolg bereichern.

Gleichzeitig zeigt die Künstlerin aber auch ihre Verletzlichkeit: Auch, wenn so viele Dinge alles andere als optimal laufen und mit starker Stimme kritisiert werden müssen, geht das natürlich an ihre Substanz. Schließlich ist Little Simz auch nur ein Mensch.

Und zwar einer, den auch Rückschläge mit voller Wucht treffen. Etwa die Trennung von ihrem langjährigen Manager, über die es viele Spekulationen hinsichtlich persönlicher Konflikte gibt. Oder eine abgesagte US-Tour, einfach, weil es finanziell nicht ging – gerade Simz als Independent-Künstlerin treffen die Krisen schwer.

Das sorgt dafür, dass “NO THANK YOU” ein in sich gekehrtes Album geworden ist, das den Pomp des Vorgängers nur spärlich übernimmt und seine Kraft lieber in der Ruhe sucht.

Man sehe sich nur die Albumtitel an: War die Botschaft 2021 noch zögerlich und nachdenklich, besteht das geschriene “nein, danke” auf Ruhe und Isolation. Nicht stören, bitte.

Angefangen beim Opener “Angel” mit seinem entspannten, unaufgeregten Beat und dem besonnen Rap der Musikerin. Alles zusammen erinnert an die umsichtige Art von The Streets und nächtliche Spazierfahrten mit Freunden, die einen wirklich verstehen.

Dabei erzählt Simz Geschichten von Enttäuschung über Mitmenschen, übers Verletzen und verletzt Werden, über Egoismus und Ausnutzung.

Woher auch der persönliche Ursprung der Thematik kommt: Der innere Schmerz blutet durch die Lines, gerade, weil man meistens genau solch eine Geschichte schon selbst am eigenen Leib erfahren hat.

Mit “Gorilla” folgt einer der wenigen größeren Momente des Albums, in dem sich Simz kühn und direkt gibt und ihre Wordakrobatik auf voller Linie zur Schau stellt.

Solche Ausbrüche bleiben jedoch selten, denn “NO THANK YOU” ist ein erzählerisch und musikalisch engmaschiges Album. Schnörkel wie Interludes oder ausgedehnte Tracklängen lässt ebenfalls Simz in der Vergangenheit.

Stattdessen konzentriert sich die Rapperin auf das Wesentliche: auf sich selbst, ihre ungeschönten Gefühle und das, was sie ausmacht. Ohne irgendjemandem etwas vorzuspielen.

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