MusikBlog - Entdecke neue Musik

Mira Mann – weich

In einer Zeit der verhärteten Grenzen soll gerade die Kunst es besser machen. Mira Manns Debütalbum “weich” tanzt das vor und lässt Text und Sounds so lange ineinander verfließen, bis im reduzierten Nebel etwas Neues entsteht. Wer will, kann hier ungewohnte Pfade entdecken.

Aber Achtung: “weich” ist auch das, was im Lexikon unter artsy verzeichnet ist. Aus Gründen – Mira Mann hatte zwar schon als Mitglied der Post-Punk-Band Candelilla Musik veröffentlicht, aber auch als Lyrikerin und Essayistin einige Bühnen erklommen.

Diese beiden Ansätze nun zu einer Ursuppe zu verkochen, schafft “weich” zwar, die Musik dominiert die Geschmacksknospen aber weniger als die Texte. Das liegt etwa daran, dass die Sounds bruchstückhaft bleiben, im Hintergrund dröhnen oder einen Teppich für die Lyrics auszurollen scheinen.

Für Fans von Eingängigkeit, Melodie, Strukturen tut sich deswegen schnell ein Höllenschlund auf. “weich” will mit all dem nichts zu tun haben, fühlt sich in der Ruhe oder auf der Bühne sicherlich wohler als in der nächsten Spotify-Playlist.

Anders als etwa bei Kae Tempest bleibt Manns Stimme scheinbar unbeeindruckt von den Sounds und lässt stattdessen Melodie und Rhythmus eher durch Worte natürlich entstehen als andersherum. Die Lyrics selbst sind dabei eher Alltagssprache als Uni-Sprech, malen aber trotzdem schöne Bilder.

Passend dazu haben sich die Sounds dem Ursprung zu fügen. In “Abschied” etwa mit atmosphärischen, weiten Synthies und sanften Beats,  bei “Kontrolle” mit etlichen Sound-Schichten und bei “Einsamkeit” mit klar definierten Akzenten.

Die elektronischen Beats und Sounds sind dabei genauso sanft wie der Albumtitel und wenig changierend. Der Sound bleibt monoton, die Stimmung monochrom. Mangels dieser Variation ist “weich” wie Lakritze: Wer’s mag, kann etwas ganz Besonderes entdecken – wer nicht, wird wirklich gar nichts damit anzufangen wissen.

Für Fans von Kunstausstellungen, Gedichtbänden und Poetry Slams der exzentrischen Sorte ist das hier der krasse Gegenentwurf zu Julia Engelmanns “Poesiealbum”. Für den Rest ein großes Fragezeichen in Albumformat.

Facebook
Twitter

Schreibe einen Kommentar

Das könnte dir auch gefallen

Login

Erlaube Benachrichtigungen OK Nein, danke