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slowthai – UGLY

Manchmal fühlt man sich hässlich – innerlich und äußerlich. Manchmal möchte man die schlechten Gedanken aber wie eine Rüstung tragen, damit diese schützen, statt Schaden anzurichten.

Wie etwa Tyron Kaymone Frampton alias slowthai: Dieser nennt sein drittes Album “UGLY” und macht aus dem Begriff kurzerhand ein Akronym. “U Gotta Love Yourself”, “du solltest dich selbst lieben”.

Diese Botschaft hatte slowthai – logisch gesehen – längst verstanden, allerdings brauchte es länger, bis er sie richtig verinnerlichen konnte. Erst musste sich der Grime-Rapper verlieren, um sich wiederzufinden.

Der Musiker fürchtete nach seinem erfolgreichen Debütalbum “Nothing Great About Britain” (2019) und dem Nachfolger “Tyron” (2021), zu einer Parodie seiner selbst zu werden, gerade auch mit der neu gewonnenen Aufmerksamkeit vieler Fans, aber auch von Neidern, die Dinge lieber schnell in Schubladen stecken, bevor man sie verstehen muss.

Heraus aus dem Loch halfen Frampton viel Selbstreflexion, eine Therapie und nicht zuletzt die Geburt seines Sohnes im Juni 2021. Solche Ereignisse rücken das eigene Weltbild, so krumm und schief es auch geworden sein mag, unversehens wieder gerade.

Die Rückbesinnung auf alte Stärken fängt auf “UGLY” mit der Musik selbst an, denn slowthai geht weit zurück in seine Jugend, die geprägt von lauter Gitarrenmusik, Punk und Geschrammel war.

Den sonst so typischen Grime trifft man erstaunlich selten, statt Hip-Hop und Beats machen sich Gitarren und ganze Band-Gebilde breit. Frampton singt mehr als er rappt. Seine Tracks finden dadurch eine nie gekannte Melodiösität.

Seinen raffinierten Flow stellt der Rapper zwar nach wie vor gern zur Schau, allerdings muss dieser einen Schritt in den Hintergrund gehen, wenn slowthai die neue Emotionalität erkundet, die “UGLY” ausmacht, und er Geschrei und drauf losgesprochene Gedanken für passender erachtet.

Diese untermalt er mit post-punkigen Wutattacken wie im IDLES-esken “Selfish”, mit einer verschrobenen Abart klassisch britischen 00s-Indie-Rocks in “Sooner” oder mit seiner eigenen Version eines Garage-Rock-Songs in “Feel So Good”.

Was all die Tracks, so verschieden sie auch in ihren Kernen sind, vereint, ist die organische Seele der Instrumentals, die eine monströse Breitseite an Nahbarkeit einbringt und “UGLY” zur bisher persönlichsten slowthai-Platte macht.

Gefühlvolle Songs wie das balladeske “Never Again” oder das herzergreifende “Falling” runden den Eindruck vollends ab und zementieren das dritte Album des Rappers zu einer mächtigen Zäsur in der noch so jungen Diskografie des Rappers.

“UGLY” lässt den Zuhörer genau wissen, wer Tyron Kaymone Frampton ist und wie er tickt. Was ihn beschäftigt und in die Knie zwingen kann. Aber das Album vermittelt auch, wie slowthai mit seinen Problemen umgeht und sich selbst zur bestmöglichen Version seiner selbst machen will.

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