Mit ihrer unkonventionellen Gesamtästhetik zwischen Bubblegum und Tarantino sowie den starken Hymnen um Teenage Angst und mentale Gesundheit haben sich Black Honey aus Brighton einen ganz eigenen Platz in der Indie-Landschaft zurecht gemacht.

Die Selbst-Ikonisierung fiel dabei bisher multimedial aus: Neben den Band-Tätigkeiten sieht man Frontfrau Izzy Baxter Phillips auf TikTok, wo sie über ihre eigenen psychischen Probleme spricht, die Bandmitglieder trifft man auf Modeschauen und bei Kunstperformances in der Öffentlichkeit.

Nachdem es auf dem Vorgänger “Written And Directed” von 2021 allerdings noch cinematischer zuging und die britische Band sich gänzlich in filmischer Selbstinszinierung verlor – alleine der Albumtitel gibt da die Richtung vor – werden Black Honey auf “A Fistful Of Peaches” persönlich.

Inspiriert von Kämpfen mit ADHS, Therapiesitzungen und dem täglichem Ringen um einen gesunden Verstand singt sich Phillips auf dem dritten Album ihrer Band die Seele frei. Einerseits bedeutet das Verletzlichkeit und Gefahr, andererseits ist die Befreiung am Ende umso süßer.

Der Opener “Charlie Bronson” handelt etwa von Vorurteilen gegenüber Frauen, die trotz gesellschaftlicher Stigmata ihrer Wut freien Lauf lassen wollen. Darauf folgt “Heavy”, das mit schmerzhaft klaren Worten den Weg zu einem mentalen Zusammenbruch beschreibt.

Musikalisch zeigt sich in den beiden Songs bereits die eindrucksvolle Bandbreite von Black Honey, die nichts unversucht lassen, um sämtliche Rahmen, die man um sie legt, mit Leichtigkeit zu sprengen.

Geht es bei harschem Fuzz-Punk aus der Revival-Garage mit ordentlich Attitüde los, gelingt der Umstieg auf theatralische Dramatik mit ganz viel Gefühl. In Soundtrack-Größen denkt die Band nicht mehr, pompös und groß wird es auf “A Fistful Of Peaches” aber dennoch.

Weniger Surf- und Retro-Rock sind es, dafür tummeln sich Black Honey mehr im Indie-Rock der 90er und 2000er. Abermals gelingt es ihnen dabei wie keiner anderen Band, auf dem seidenen Grat zwischen aalglattem Pop und kratzigem Alternative zu wandern.

Stilistisch ist “A Fistful Of Peaches” so vielschichtig wie es emotional tiefgehend ist. Phillips schüttet ihr Herz aus, wirft lange gehegten Ballast ab und macht dabei quasi im Vorbeigehen das bisher beste Album von Black Honey.

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