So bunt wie die Gästeliste auf „Milk For Flowers“ sind auch die zehn Songs, die H. Hawkline auf seinem neuen Album versammelt. Das liegt nicht zuletzt daran, dass der Waliser eine neue Seite von sich präsentiert und überraschend viel Platz für Gefühle einräumt.
Dabei würde man das bei dem stampfenden Opener und Titeltrack zunächst gar nicht vermuten. Doch zwischen den pointierten Drumrolls, dem statischen Schlagzeug und dem rockigen Klavier, das den sonnigen Surfvibe der Siebziger in die Gegenwart katapultiert, stecken ein paar spannende Zeilen.
Genug Metaphorik, um nicht zu platt zu wirken und trotzdem nicht so kryptisch, als dass das Verständnis in Gefahr wäre, singt Hawkline in ungewohntem Falsett: „I picked a dance with violence / It moved out of time / I have guilt, and that guilt is mine / I’d do it again / I don’t need happiness“.
Wo der gelernte Graphikdesigner, der den bürgerlichen Namen Huw Evans trägt, in seiner Vergangenheit gerne auf Unterkühlung in jeglicher Hinsicht setzte, liefert er mit „Milk For Flowers“ den Gegenentwurf und stürzt sich nur so rein in die Gefühle.
Ob dafür Cate Le Bon, die selbst bekennender Fan ist und das Album produzierte, oder eine der zahlreichen Mitmusiker*innen, wie beispielsweise John Parish, der bereits mit PJ Harvey oder Aldous Harding arbeitete, dafür verantwortlich zeichnen?
Wer auch immer diesen Stein ins Rollen gebracht hat, ihm oder ihr sei gedankt, denn nicht zuletzt wegen seiner unverblümten Emotionen ist „Milk For Flowers“ ein gelungenes Album, bei denen die leisen Töne unglaublich gut Hand in Hand mit den extrovertierteren Parts gehen.
Wo manche Songs, wie beispielsweise das wunderschöne „I Need Him“, das mit leichtem Country-Flair vorüberschunkelt, ihrer Linie treu bleiben, wagt H. Hawkline bei anderen Nummern etwas Ausufern, weswegen „Milk For Flowers“ in seiner Gesamtheit auf dem Pop-Barometer irgendwo zwischen Indie und Folk pendelt.
„Denver“ ist so ein Paradebeispiel, das zunächst mit minimalistischen Beats, einem pluckernden Synthie und Hawklines Stimme startet, die sich auch hier erneut in ungewohnte Höhen schwingt, dem Begriff moderne Kammermusik einen Sinn gibt, bevor während des Outros das Saxophon das Zepter in die Hand nimmt und zielsicher Richtung Ausfaden steuert.
Doch dann bringt am Ende doch H. Hawkline allein am Klavier das Schiff sicher in den Hafen.