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Xiu Xiu – Ignore Grief

Sich auf ein neues Xiu Xiu-Album vorzubereiten, sollte in der Regel mit einem dedizierten Verwöhnprogramm beginnen. Ein heißes Bad am Abend davor, viel Tee und leicht verdauliches Fernseheprogramm zum Beispiel. Das Resilienz-Konto will in jedem Fall maximal geladen sein.

Jamie Stewart und seine Keyboarderin Angelo Seo sind schließlich bekannt dafür, davon alles zu ziehen. Mit „Ignore Grief“ überziehen sie gar bedingungslos.

Kaum etwas ist auf ihrem 17. Album von Rhythmus, nichts von Melodiösität. Hiergegen bestachen die Platten, die dieses außergewöhnliche US-Avantgarde Projekt Mitte der 00er Jahre veröffentlichte, fast schon mit milden Songs.

Es scheint die Abkehr von allem, deutlich radikaler als „La Foret“ und „The Air Force“ zusammen, wo nur noch Fragmente aus Knochen pausenlos gegeneinanderschlagen – wenn denn überhaupt irgendetwas klingt und nicht nur Ambient-Rauschen für Psychothriller oder Darren Aronofskys „Pi“ den Gehörgang überfordert.

Struktur gibt es nur in der Aufteilung der Stücke. Angela Seo sprechsingt auf der ersten Hälfte der Platte von Zwangsprostitution, Suizid und Okkultismus. Jamie Stewart säuselt ab dann die Schreckensszenarien gewohnt gequält zu Ende.

Merke: Wo Glockenspiele und Percussions die Abgründe menschlicher Existenz aufmachen und Saxofone und Industrial-Lärm einen toxischen Zaubertank umrühren, da sind Totentanz und Opferritual noch lange nicht Musik geworden.

„Ignore Grief“ beschreibt vielmehr die Demontage einer lebensfeindlichen Welt, in die man der Neugierde wegen hineinguckt, in der man aber keinesfalls sein möchte – ganz gleich, wie gut es um die Resilienz bestellt ist.

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