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St. Paul And The Broken Bones – Angels in Science Fiction

Manche Musiker haben die große Bühne verdient. Paul Janeway von St. Paul & The Broken Bones mit seiner Vorliebe für ausgefallene Bühnenjackets gehört sicherlich dazu. Nicht nur wegen seiner Bekleidung, auch stimmlich verfügt der Frontmann über die Qualitäten, die es braucht, um ein Publikum in seinen Bann zu ziehen.

Die achtköpfige Band aus Birmingham, Alabama musiziert mittlerweile seit zehn Jahren zusammen, der große Durchbruch jenseits des Atlantiks blieb bislang aber aus. Vielleicht liegt es am Soul, den Janeway und Co musikalisch transportieren ?

Der kann so orchestral zelebriert werden, wie im Opener “Chelsea”, was jedesmal einer tiefen Verbeugung vor Janeways Ausnahmekönnen gleichkommt. Die Range reicht in fast falsettartige Höhen und lässt bereits erahnen, zu welchen Glanzleistungen Janeway im fünften Longplayer “Angels In Science Fiction” fähig ist.

Die Güte der Instrumentalsektion führt uns “City Federal Building” vor.  Ein cool marschierender Bass trollt sich breitbeinig in den heraufbeschworenen Streicherorgasmus. Wer hier über die entsprechende Soundanlage verfügt, darf sich nicht nur das Gehör angenehm massieren lassen. Der Refrain lässt besungene Skyscrapers erzittern, während St. Paul & The Broken Bones die Puzzlestücke der Instrumente zu einem eingängigen Ganzen zusammenfügen.

Dieses Spiel beherrscht die Band sehr gut, perfektioniert es aber beim orgeluntermalten “Sea Star”. Ein schmissiges Soulstück, welches dank der Chorusdynamik sämtliche Ohrwürmer hervorlockt. Die Gitarrensektion feiert sich – befeuert von den Bläsern – und lässt erahnen, welche Spielfreude diese acht live haben.

Das frühlingshafte Erwachen der “Magnolia Trees” wird zur Liebeserklärung, wenn man sich instrumental mit dem Piano in atemlose Gesangshöhen begibt. “Today I Feel Like A Warm Breeze Through The Magnolia Trees” lässt erahnen, in welch warmes Gefühl dieser Titel bettet.

Das erhofft man sich auch von “Heat Lighting”, scheitert aber am verträumten Akustikgitarrensetting und der nasalen Tonlage, welche im Titeltrack auf Schmusekurs wechselt. Die romantische Ballade über einen lebendig gewordenen Engel mäandert feinsinnig instrumentiert zwischen den weichen Bettlaken, bevor sie mit singenden Streicherarrangement in die Frühlingssonne entflieht.

Der “Lonely Love Song” gibt sich derselben Thematik auf Percussionsetting zurückgezogen hin, was die Aufmerksamkeit auf den Schmelz im Gesang legt.

Zurück zur Coolness mit funky Saitenlicks und orgelndem 70er-Reminiszenzen gibt sich Janeway als “Wolf In Rabbit Clothes”. Er umgarnt seine Bandkollegen mit ruhigem Sprechgesang und einem Refraineinsatz, der wie heiße Schokolade an den Pianotasten klebt, bevor er sich als Reiseleiter nach “South Dakota” begibt und mit seiner begeisternden klaren Stimme die Vergangenheit hinter sich lässt und dabei doch jeder einzeln angeschlagenen Saite der Saiteninstrumente Tribut zollt. Gesellt sich im Refrain zaghaft sogar so etwas wie elektronisches Pulsieren ein, hat man sich wieder in der Schaffenskraft der Band verloren.

Diese ganz eigene Atmosphäre erhält sich St. Paul & The Broken Bones auch mit “Oporto-Madrid Blvd”, einer jazzigen, dreckigen Nummer. Rauh und energisch lässt Janeway den pustenden Bläsern den Vorrang, versteckt sich aber nicht hinter dem Vorhang der moogenden Orgel, welche diesem Titel den Soul zurückbringt.

“Easter Bunny” behält sich diesen mit der bereits eingangs verwendeten Orchesterinstrumentierung bei, wird aber zu predigend im Anprangern sozialer Missstände. Doch versöhnt St. Paul & The Broken Bones mit “Marrigold”, dem abschließenden, das Dutzend voll machenden, Titel. Glockenhell in seiner Weiten umspannenden Range ankommend, getragen vom Streicherarrangement und dem untermalenden Piano verabschiedet sich Janeway auf seine Art.

“Angels In Science Fiction” strotzt vor Atmosphäre, welche sicherlich live noch mehr Dynamik entfalten kann. Janeways Ausnahmestimme bleibt in Erinnerung, die bis ins Detail perfektionierte stimmungsvolle Instrumentierung lässt erahnen, welch hervorragende Musiker hier zusammengefunden haben.

Ein Longplayer, der die Hörer*innen weich in seinem Soul bettet und selbst auf der großen Bühne noch Intimität vermitteln kann.

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