Es ist eine überraschende Kollaboration, die die Musik-Landschaft in Aufregung versetzt: Psychedelic-Gott Tame Impala und R&B-Geheimtipp Thundercat haben sich für “No More Lies” zusammengetan. Darauf kombinieren sie jeweils ihren ikonischen Sound miteinander – und zaubern einen selbstironischen Track, auf dem keiner der beiden Künstler zu kurz kommt.
Ohne jegliche Ankündigung erschien gestern ein Feature-Song, den so niemand erwartet hat. Stephen Bruner alias Thundercat ließ drei Jahre nichts mehr von sich hören, außer, dass er seinen funkigen R&B auf den amerikanischen Festival-Bühnen zum Besten gab. Und Kevin Parker, der Mann, der hauptsächlich hinter der Band Tame Impala steckt, erschien zuletzt auf einem Song mit den Gorillaz.
In einem Interview outete sich Bruner als Riesen-Fan von Tame Impala und verriet, dass er schon seit dem ersten Album von Parker mit ihm zusammenarbeiten wollte. Er sei überglücklich, dass diese Kollaboration jetzt zustande gekommen ist. Diese Euphorie klingt auch in jeglicher Hinsicht auf “No More Lies” durch, obwohl der Song thematisch eine zerbrechende Beziehung behandelt.
Dadurch, dass sich die beiden bei Gesangseinlagen abwechseln, kommt eine Art Konversation in Gange, der man als Hörer*in neben dem entspannten, dennoch zackigen Sound zuhören kann: “I’ll just be home alone / My troubles are my own”, erklärt Thundercat im Bezug auf die Beziehungsprobleme, worauf Kevin Parker gleich in dröhnenden Hall gewunden einwirft: “Unless she wants to come back”.
“So much to unpack / But it’s not your fault / I’m just kind of ass”, erklärt Bruner nebenher weiter, während die typischen Tame-Impala-Elemente mit dem elektronischen Funk von Thundercat eine perfekte Fusion ergeben. Er betont noch mehrere Male, dass ihm seine Verflossene nicht egal sei, sondern dass es nur so aussehe.
Zuletzt gibt es noch einen Seitenhieb auf die Künstler-Szene in Los Angeles: “Because my emotions have been sanded off / I live in LA, sweetie, what do you expect?”, lacht der Künstler weiter am Ende in einer gesprochenen Sequenz. Trotz der eher rücksichtslosen, doch selbstironischen Lyrics hebt Kevin Parkers’ Instrumental die Stimmung in eine ungelöst ehrliche.
Schon in der Musikblog-Rezension beschreibt unser Autor den Klang in “The Slow Rush“, dem letzten Album von Tame Impala, als “entrückte, lapidare Coolness dieser Gitarren-Band, ihre cleveren, zeitlosen Melodie-Arrangements, die Verbindung aus Beat, futuresken Synthies-Sounds und dem ewigen Gitarren-Riff.”
In “No More Lies” setzt Tame Impala das um, was er am Besten kann – und mit diesem gelungenen Track lässt er zusammen mit Thundercat gleich wiederum auf eine überraschende Feature-Platte hoffen.