Alles um uns herum ist Schwingung und Vibration. Das Indie-Rock-Trio Amber Run hat das verstanden. Im Münchner Strom hatten sie gestern jede Menge dieser Schwingungen und Vibration dabei. Dass Amber Run eine Band ist, die live eine gänzlich andere Performance bietet, als man es auf ihren Alben vermuten möchte, sollte hinlänglich bekannt sein. Auch, wenn so mancher im Publikum ob der Dynamik der Band erstaunt war.

Dabei begann der Abend mit dem Songwriter Myles Smith akustisch ruhig. Der junge Brite ist speziell bei der Generation TikTok bekannt, seine Performance war souverän mit eindringlichem Gesang und von Emotionalität geprägt. Den voller werdenden Strom konnte er sichtlich gerührt als Bühne nutzen, bevor er nach seiner knapp 30-minütigen Einlage Platz machte für die Hauptakteure des Abends.

Die Herren Keogh, Sperring und Wyeth ließen sich gemeinsam mit der Unterstützung aus Drummer und zusätzlichem Gitarristen nicht lange bitten. Das gerade veröffentlichte Album “How To Be Human” bietet Grund genug, um die bayrische Landeshauptstadt nach sechs Jahren Pause wieder zu besuchen.

Bereits mit dem Opener “The Beautiful Victorious” erzeugten Amber Run eine Sogwirkung, die das Publikum im Laufe des gut eineinhalbstündigen Konzerts in seinen Bann zog. Auf der kleinen Bühne boten Amber Run eine dynamische, energische und vor allem charismatische Vorstellung.

Gut gelaunt und zunächst eher wortkarg, pflügte sich die Band durch Titel wie “Stranger” oder “5AM” und konnte innerhalb kürzester Zeit das volle Strom unter den Namensgeber der Location setzen.

Sänger Joshua Keogh zelebrierte sein Handwerk am Mikrofon in Perfektion. So schritt er die Bühne ab, wenn er im Feedback der Instrumente schwelgte, beehrte das Mikrofon mit einer stimmlichen Ausnahmeleistung, die er sowohl im Lauten als auch im Leisen einzusetzen vermag.

Amber Run betteten in ihre Setlist auch ältere Songs wie “Carousel” oder “I Found” ein und ließen diese melancholischen Titel auf der Bühne energetisch implodieren. Blickte man während des Auftritts durch die Mengen, konnte man die Macht von Vibration von Schwingung spüren, welche gleichermaßen als Schallwellen und Glücksgefühle wogten.

Die Saiteninstrumente gaben der Dynamik freien Lauf und pumpten den hervorragenden Sound durch den kleinen Saal. So konnte die Band, trotz all der instrumentalen Wucht, auch die von Henry Wyeth am Keyboard beigesteuerten Soundeffekte bestens platzieren.

Die Nähe zum Publikum zeigte aber auch bei Keogh Wirkung. Akustische Songs wie “Amen” oder in der Zugabe “The Last Dance” ließ er als Solokünstler wirken, nicht jedoch, ohne zuvor die jeweilige Geschichte zum Titel zu erzählen. So wusste er von Frau und Tochter und seinem Heimweh nach ihnen zu berichten, was entsprechend Wirkung zeigte und ihm von Zuschauer*innen sogar Blumen überreicht wurden.

Die Zuschauer*innen verlangten am Ende lautstark nach einer Zugabe, welche natürlich mit dem Hit “Spark” aufwartete. Dieser durchbrach noch einmal die Schallmauer des Erwarteten und ließ Band und Konzertbesucher*innen gleichermaßen zufrieden zurück. Ein großartiger und für viele sicherlich auch überraschend energetischer Auftritt der Briten, der im Strom bestens platziert war.

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