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Sparks – The Girl Is Crying In Her Latte

Sie gelten als eine der einflussreichsten Bands des Art-Pop, die trotzdem keiner kennt. Oder sagen wir besser, kannte. Sparks, das kalifornische Brüderduo um Ron (Sänger) und Russell Mael (Keyboarder), schreibt seit Ende der 60er illustre Pop-Musik, von der sich andere Künstler*innen die Inspiration für die eigenen Weltkarrieren abgreifen.

Sparks hingegen bleiben konstant unter dem Radar, unabhängig davon, dass ihr Top-Of-The-Pops-Debüt mit “This Town Ain’t Big Enough For Both Of Us” beinahe eine Nummer-Eins-Single im Vereinigten Königreich zur Folge hatte. Unabhängig davon, dass sie, aus einer Pop- und Glam-Rock-Ecke kommend, zur elektronischen Tanzmusik wechselten, wo die Nervosität in ihrem Songwriting konstant zunimmt.

An Sparks bleiben die Etiketten von „der größten Band, von der Sie noch nie gehört haben“ und „der Lieblingsband deiner Lieblingsband“ haften wie Bauschaum, während Künstler von Joy Division über Duran Duran und Depeche Mode bis hin zu Björk und Beck ihr Œuvre auswendig kennen.

Das weiß man heute unter anderem dank des 2021 von Regisseur Edgar Wright inszenierten und gefeierten Dokumentarfilms „The Sparks Brothers“, der dazu beitrug, dass das Interesse an der Band nach einer 50-jährigen Karriere so groß ist wie nie zuvor. Der Film stilisierte sie zu einer Kultband im Schatten der Öffentlichkeit, der sie mit „The Girl Is Crying In Her Latte“ mühelos standhalten.

Im Video zum Titelsong tanz Cate Blanchett in gelbem Anzug die Hauptrolle – auch visuell der Beweis, wie sehr Sparks sich als Performance-Künstler verstehen. Die zappelige Attitüde des Clips zieht sich durch die ganze Platte.

Zwischen dem Opener, der fortan immer mit dem Anblick eines unglücklich dreinschauen Passanten mit Latte-To-Go verzahnt sein wird, bis zum ideal betitelten Schlusssong „Gee, That Was Fun” stecken um die Ecke gedachte Stakkato-Arrangements mit plakativ bis humorvollen Texten, verdichtet in dreieinhalbminütigen Popsongs, die im besten Sinne zeitlos ausfallen.

Wo der Synth-Pop längst am Ende ist, fangen Sparks erst damit an. Die funkelnden Synth-Fanfaren in „Mona Lisa’s Packing, Leaving Late Tonight“ sind Progression und augenzwinkernde Persiflage zugleich. Und wer das überwertet findet, dem entgegen Sparks aus der Hüfte geschossen mit: „Nothing Is As Good As They Say It Is“ und der kleinen Punkrock-Spitze der Platte.

Charmant, gewitzt und einzigartig. Oder wie es Superproduzent Jack Antonoff kürzlich beschrieb: „Alle Popmusik ist neu arrangierte Sparks Musik.“

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