Das schwierige zweite Album steht bei BDRMM (gesprochen: „bedroom“) an. Besonders schwierig ist es für das Quartett, weil es mit seinem Debütalbum „Bedroom“ von 2020 so grandios vorgeschossen hat.

Fans genossen den frischen und äußerst atmosphärischen Wind aus den Ecken Post-Punk, Kraut-Rock und Dream-Pop, die Presse nannte das Werk der Briten bereits einen modernen Klassiker unter den vielschichtigen Rock-Platten.

Sogar als „Post-Shoegaze“ bezeichnete man „Bedroom“ – worüber sich natürlich lange diskutieren lässt. Was kommt nach purem Sound? Noch mehr Sound? Weniger? Anderer Sound? Dieses Streitgespräch könnte überall und nirgendwohin führen.

Genau diese Diskussion führen BDRMM allerdings gerade auf ihrem zweiten Album. Denn für das Quartett stellte sich gar nicht erst die Frage, ob „I Don’t Know“ größer und komplexer werden sollte, sondern wieviel denn eigentlich.

Von der ersten Sekunde an lässt die Band die neuen Gedankengänge raus, denn statt erwartender Gitarrenwände oder einfachen Synth-Schwaden beginnt der Opener „Alps“ mit reinstem Minimal-Elektro, der sich langsam in Trance-Richtungen verästelt.

Ob der Fakt hier eine Rolle spielt, dass BDRMM mittlerweile beim Mogwai-Label Rock Action unterschrieben haben und dadurch vielleicht privat und kreativ näher an die schottischen Synth-Post-Rocker gerückt sind? Darüber ist nichts bekannt.

Fest steht jedoch, dass die Band gleich von Anfang an keine bloße Wiederholung ihrer Erfolgsformel verfolgen und stattdessen scharf auf Neues sind. Auch wenn dies einigen Shoegaze-Puristen und Indie-Fans streckenweise nicht schmecken mag.

Die sind mit dem folgenden Track „Be Careful“ wieder zufriedengestellt, denn BDRMM kehren zu Post-Punk und melancholisch düsterem Indie-Rock zurück. Die Stars hier sind das bedächtig groovende Schlagzeug und die lässig drängende Bassline.

Im Laufe des Albums toben die Briten zeitweise in krachigem Noise-Rock, bevor es wieder in Richtung Dream-Pop und Vielschichtigkeit geht. Hinter jeder Ecke lauern kreative Wendungen und Plost-Twists. Die bleiben zwar alle im Rahmen atmosphärisch dichter Rock-Genres, decken dabei aber unheimlich viel Fläche ab und strecken spannendes und düsteres Songwriting vor.

Inspiriert ist dies vielseitig von Ride, Slowdive, Sonic Youth und eben Mogwai, aber statt abzuschreiben, nehmen BDRMM die Inspiration und stopfen sie in eine wahre Soundwand-Kanone, die die ergreifendsten und intensivsten Atmosphären hervorzaubert.

„I Don’t Know“ ist quasi die Antwort auf die Frage, nach welchen Schubladen genau BDRMM denn jetzt klingen würden. Man weiß es nicht und kann es nicht in Worte fassen, aber man spürt die Intensität und das exzellente Handwerk, das die Band mit ihrem zweiten Werk noch einmal kernsanierte und verfeinerte.

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