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Foo Fighters – But Here We Are

Die These des gequälten Künstlers ist weit verbreitet. Und leider gibt die Musikgeschichte dieser Annahme immer wieder recht. Man denke nur an Songs wie „Love Will Tear Us Apart“, die bis heute unsterblich sind und zu der immer wieder neue Generationen ihre persönlichen Tiefpunkte durchleben.

Und auch „But Here We Are“ ist, so tragisch das auch ist, ein weiterer Beweis dafür, dass irgendwas an dieser These schon stimmen muss. Denn so roh und mitreißend wie auf ihrem neuen Album haben die Foo Fighters schon länger nicht mehr geklungen.

Es ist keine große Überraschung, was auf „But Here We Are“ das allgegenwärtige Thema ist. Schon beim ersten Hören stechen Zeilen wie „I’ve been hearing voices / None of them are you“ oder „I found a version of love / And just like that / I was left to live without it” ins Ohr und lassen keinerlei Zweifel daran, über wen Dave Grohl hier gerade singt.

Denn den Frontmann der Foo Fighters ereilten im Jahr 2022 gleich zwei herbe Verluste. Nicht nur sein langjähriger Freund und Schlagzeuger Taylor Hawkins ist überraschend gestorben, auch seine Mutter Virgina verstarb letztes Jahr.

Daher ist auch sofort klar, wem der ausufernde Zehnminüter „The Teacher“ gewidmet ist: Grohls Mutter arbeitete als Lehrerin. Das Auf und Ab des Songs ist stellvertretend für seine Botschaft, die die Beziehung zwischen Eltern und Kindern beleuchtet und daran appelliert, lieber einmal zu viel als zu wenig „Danke“ zu sagen.

Was mit den mystischen Gitarren und Grohls ungewohnt hoher und zurückgenommener Stimme beginnt, kracht innerhalb der zehn Minuten immer wieder los, bäumt sich auf, um sich kurz zu beruhigen, bevor Grohl zu harten Drums „Goodbye“ ins Mikro schreit und seinen Abschiedsschmerz in Kunst verwandelt.

Die Dynamik dieses Songs ist stellvertretend für „But Here We Are“. Auf der ersten Hälfte, die mit dem großartigen „Rescued“ beginnt, dank dessen Euphorie langjährige Foo Fighters Fans schon vor Albumveröffentlichung nostalgische Träume gehegt haben, geht es etwas wilder zu als gegen Ende des Albums.

Mit „Show Me How“ schließt Grohl in gewisser Hinsicht den Kreis, denn in diesem poppig angehauchten Duett, das trotzdem nicht in Kitsch abdriftet, teilt er sich das Mikro mit seiner Tochter Violet.

Wer denkt, dass es intimer nicht mehr werden kann, hat es noch nicht bis zum Ende von „But Here We Are“ geschafft. Nur von einer Akustik-Gitarre begleitet, haucht Grohl seine Lyrics bislang ungehört zart ins Mikrofon. Man fühlt sich in der Zebrechlichkeit fast an Kurt Cobain erinnert.

„Rest / You can rest now / Rest / You will be safe now“, versichert Grohl seinen Zuhörer*innen. Spätestens nach dem letzten musikalischen Ausbruch, bei dem Grohl zu den Worten „Waking up / Had another dream of us /In the warm Virgina sun / there I will meet you“ wieder runterfährt, hat man das Gefühl, dass die Foo Fighters ihren Frieden, soweit es eben geht, gefunden haben.

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