Jack Johnson – Live im Tanzbrunnen, Köln

„Where did all the good people go?”, fragt Jack Johnson in seinem Hit „Good People” im Refrain. Das lässt sich am gestrigen Dienstagabend in Köln schnell beantworten: Zum Jack Johnson Konzert im Tanzbrunnen.

Wahrscheinlich liegt es weder am Wetter noch daran, dass die weitläufige Open-Air-Location ausreichend Platz für jeden bietet und man weder für Bier noch für die Nutzung der Toiletten lange anstehen muss. Sondern eben an der Musik und dem Typ Mensch, der sich von dem lässigen Singer/Songwriter-Sound angezogen fühlt.

Fakt ist, dass man selten ein dermaßen entspanntes und glückliches Publikum sieht wie an diesem Abend. Jeder wippt auf seine eigene Art mit, einige sind barfuß und der Kleidungsstil pendelt zwischen langen, wallenden Kleidern, Surfshirts und Patagonia-Caps, unter den nicht selten auch mal ein paar Dreadlocks hervorgucken.

Aber nicht nur der Vibe im Publikum strotzt vor Harmonie, sondern auch auf der Bühne liegen sich gefühlsmäßig alle in den Armen. Mit breitem Grinsen werden gegenseitig die musikalischen Leistungen gewürdigt und das Strahlen in den Augen sieht man nicht nur aus der ersten Reihe.

Immer wieder werden Schnipsel anderer Songs, wie zum Beispiel ein Ausschnitt von Tina Turners „What’s Love Got To Do With It“ in „Sitting, Waiting, Wishing“, ganz unauffällig in den eigenen Nummern untergebracht.

Natürlich trägt der Ex-Profisurfer Johnson stilecht Flip-Flops, während er im Laufe des Abends mehrfach seine Gitarren wechselt: „Es ist nicht so, dass ich super wählerisch mit meinen Instrumenten bin“ – hätte einen auch gewundert – „Sie sind nur unterschiedlich gestimmt und deswegen muss man mir ständig eine neue bringen“, erzählt Johnson.

„Ich habe immer eine Gitarre im Wohnzimmer rumstehen und einmal sind meine Kinder dagegen gelaufen, sie ist umgefallen und einige Saiten haben sich nach unten verstimmt. Ich habe dann einfach gleich die ganze Gitarre nach B-Dur gestimmt. Das wollte ich eigentlich ganz schnell wieder in Ordnung bringen, aber stattdessen habe ich einfach zehn Songs in dieser merkwürdigen Tonart geschrieben. So faul bin ich“, erzählt er lachend weiter, bevor er mit „I Got You“ eine weitere Hymne anstimmt und sagt: „Ich habe das große Glück, dass ich alle meine Liebeslieder für dieselbe Frau geschrieben habe.“

Diese ausschweifenden Ansagen sind aber eher die Ausnahme als die Regel und so stellt Jack Johnson sich immer wieder selbst in den Hintergrund. Beispielsweise in den vielen Momenten, bei denen er sich von seinem Pianisten die Show stehen lässt. Der überzeugt nicht nur bei ausufernden Klavier-Soli, sondern auch als Sänger oder am Akkordeon, mit dem er „Banana Pancakes“ soundtechnisch in ein neues Gewand hüllt.

Zwischen jeder Menge alter Songs flechten Johnson und seine mehrköpfige Band immer wieder aktuelle Nummern ein, die sich organisch ins Set einfügen. Einer davon ist beispielsweise „Costume Party“, vor dem sich Johnson auf einem Tablett mehrere Flaschen Bier servieren lässt, die er anschließend als Instrument nutzt. Allein das ist dem Publikum einen Applaus wert.

Und als hätte Johnson an diesem Abend nicht sowieso schon genügend Sympathiepunkte gesammelt, nimmt der Singer/Songwriter zur Zugabe, die er bis auf den letzten Song allein mit seiner Gitarre bestreitet, sogar Songwünsche entgegen. So dürfen sich einige über „Constellations“ oder eine Akustik-Version von „Rodeo Clowns“ freuen.

Während Johnson „Angels“ noch allein anstimmt, kommt pünktlich zum fließenden Übergang zu „Better Together“ die restliche Band auf die Bühne und beendet den sonnigen Abend gemeinsam mit lauten Publikumsgesängen. Die fröhlichen Gesichter beim Rausgehen sprechen für sich: Besser hätte dieser Abend nicht laufen können.

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