Wer sich mit neuen Sternen am R’n’B-Himmel beschäftigt, der hat den Namen Charlotte Day Wilson ganz oben auf der Liste. Mit ihrem von Folk- und R’n’B-Einflüssen begleitetem Neo-Soul-Debütalbum „Alpha“ sorgte die 30-jährige Kanadierin mit dem markanten Organ 2021 für viel Aufsehen. Ihr nun erscheinendes zweites Studioalbum „Cyan Blue“ öffnet der Sängerin weitere Türen.
Charlotte Day Wilson spielt mit intimen Atmosphären wie Kleinkinder mit bunten Bauklötzen. Immer wieder taucht man ein in eine Welt voller Leidenschaft und Sehnsucht, in der es aber auch um das Verarbeiten von Verlusten und Gefühle der Trauer geht.
Während sich im Hintergrund der Sound von warmen Bässen und ein Hauch von Gospel vereint, singt Charlotte Day Wilson über die schweren Emotionen, wenn man zwischen zwei Beziehungen steht („My Way“).
Ihre Texte sind sehr persönlich, sie gehen tief und skizzieren ein Dasein, das nicht selten in emotionalem Chaos badet. „Dovetail“ setzt sich mit viel Klarheit und einer instrumentellen Schärfe in den Gehörgängen fest.
Gemeinsam mit der schwedischen Sängerin Snoh Aalegra feiert Charlotte Day Wilson die faszinierende Energie des Soul („Forever“). Auch umgarnt von elektronischen Vibes und vermeintlich sperrigen Effekten zeigt die Sängerin, was stimmlich in ihr steckt („Last Call“).
Nach zwei EPs und zwei Alben klingt Charlotte Day Wilson bereits wie ein alter Businesshase – und das liegt nicht nur an ihrem warmen Organ. Auch ihr Gespür für feine Melodien, eindringliche Stimmungen und perfekt abgestimmte Sound-Mixturen ist mehr als beachtlich.
Am Ende flüstert die Kanadierin den Hörer*innn ein zartes „Walk With Me“ ins Ohr. Wer hier nicht „Nichts lieber als das!“ antwortet, der ist selber schuld.