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Sinj Clarke – The Height Of Love

Die Platten von Sinj Clarke kommen ohne Gesang aus. Mit “The Height Of Love” veröffentlicht der Pianist und Komponist sein mittlerweile zweites Album und knüpft direkt an sein Debütalbum “Music For An Italian Afternoon” aus 2019 und der EP “I Fell In Love, Again/Unas Horas” aus 2020 an.

“The Height Of Love” soll Sinj Clarkes Fokus auf zwischenmenschliche Erfahrungen und Emotionen zum Ausdruck bringen. So weit, so einfallslos und austauschbar. Für die Musik selbst gilt dieser Vorwurf aber nicht (immer).

Über die sonnengetränkten Streicher im Opener “The Height Of Love (Will Bring A Man To His Knees)” spannt Sinj Clarke auf seinem Rhodes Piano eine Melodie, die unweigerlich an das französische Duo Air erinnert. Der Titeltrack schmeckt erfrischend süß und zeigt, wie das Album funktioniert. Es ist ein stetes Wechselspiel zwischen Höhenflug und Zurückhaltung.

Sphärische Synths schummeln sich in “Departure” zwischen das Schlagzeug und die synkopierten Akkorde. Ohne merklichen Höhepunkt lässt Clarke den Track dahinplätschern und setzt die Erwartungen in die Warteschleife.

Zwischen Kletterpflanzen, Bistro-Tischen und verschnörkelten Geländern klingt das in Terrakotta gehaltene “Yves” wie der Jingle einer Parfümwerbung aus den 90er Jahren. Die Stärke liegt hier im Zusammenspiel aus dem präsenten Bass und der fanfarenartigen Posaune und Trompete.

Im Kontrast dazu gibt sich “Last Years Problems” weniger geradlinig. Ein melancholisches und klagendes Saxofon versucht, dem Strudel aus der dichten Hi-Hat und dem beständigen Bass zu entkommen. Nach kurzer Ratlosigkeit des reduzierten Mittelteils gibt sich Sinj Clarke doch wieder dem jazzigen Sog hin.

Die satten Bläser in “Benoit” stehen für das Leiden in Leidenschaft. Etwas abgehalftert und gleichzeitig lasziv erzählt der Song womöglich die tragische Geschichte einer gefallenen Femme Fatale. Der Titel, der sich entweder mit “scheinheilig” oder “süßlich” übersetzen lässt, schafft Raum für Interpretation – wie eigentlich das gesamte Album “The Height Of Love”.

In “Loverboy” schieben sich dunkle Wolken vor die untergehende Sonne. Die sanften Klänge der Akustikgitarre werden begleitet von Violinen, während in der Ferne irgendwo eine wehmütige Mundharmonika erklingt. Etwas klischeehaft, aber wirkungsvoll.

Einzig “Ya Eres Mia” als Schlusslicht hebt sich deutlich vom Rest des Albums ab. Es irritiert mit einer Schmalzigkeit, die sich nur schwer einfügen kann und deplatziert wirkt.

“The Height Of Love” umschmeichelt mit seinem aus der Zeit gefallenen Sound. Manche mögen darin nicht mehr sehen als gefällige Fahrstuhlmusik. Doch die reichhaltigen Instrumentierungen laden zum Tagträumen und Tänzeln ein.

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