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Bebel Gilberto – Joao

Seit ihrem Solo-Debüt aus dem Jahr 1986 konnte sich Bebel Gilberto Schritt für Schritt einen ganz eigenen Platz in der globalen Musik-Welt erarbeiten. Dazu verhalf vor allem das Erfolgsalbum “Tanto Tempo” von 2000, aber auch ihre Verbindung von Bossa-Nova-Sounds und sanfter Lounge-Musik.

Mit “João” erscheint jetzt ein ganz besonderes Album in der Diskographie der Musikerin: Im Fokus der sanften Töne stehen dieses Mal Erinnerungen an ihren Vater João Gilberto, der bis heute als “Vater der Bossa-Nova-Musik” bekannt ist. 2019 verstarb er nach einer 70-jährigen Karriere. Was bleibt, ist seine Musik und alles, was er mit ihr beeinflusst hat.

Dazu gehört natürlich auch die musikalische Sprache seiner Tochter. Zum ersten Mal seit ihrem Debüt covert diese auf “João” nun wieder Songs von ihrem Vater und stellt sie in ganz eigene Interpretationen wieder ins Rampenlicht. Eine Hommage an eine Legende, vorgetragen aus einer ganz intimen Perspektive.

Der Verschmelzung von sanften Bossa-Nova-Sounds und der butterweichen Sprachmelodie des Portugiesischen entspringt dabei eine wahre Verwöhnung der Hörgänge. Vom nahezu balladesken “É Preciso Perdoar” bis zum verhältnismäßig schwungvollen “O Pato” bringt das Album leichte Nuancen im Klangbild mit.

Insgesamt ist der Platte aber vor allem die so tiefgründige Melancholie auf die Fahne geschrieben. Ohne starke Kontraste, Reibungsflächen oder Rhythmusverschiebungen gleitet die Platte viel mehr dahin und ist dabei nachdenklich und friedlich zugleich.

Wie in “Caminhos Cruzados” treten Klaviere und Streicher regelmäßig an die Oberfläche, grundsätzlich kommt die Platte aber fast ausschließlich mit Gitarre aus und bleibt dabei sehr reduziert und unauffällig. Damit steht “João” im krassen Gegenentwurf zu oftmals sehr geradlinigen und hochtrabenden Requien anderer Genres.

Die Traurigkeit über den Verlust überwiegt in dieser Platte nicht, viel mehr wird eine über Generationen gelebte Hingabe zu einem Genre zelebriert, das in einen einzigartigen Gemütszustand versetzt. Wer diese Magie nachempfinden will, höre einfach “Ela E Carioca”. So viel Atmosphäre mit so wenig Songstruktur ist eine Seltenheit. Die Gilbertos zeigen, wie es geht.

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