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The Hives – The Death Of Randy Fitzsimmons

„Es gibt keine Reife oder so einen Scheiß, denn wer zum Teufel will reifen Rock’n’Roll?“ The-Hives-Frontmann Howlin‘ Pelle Almqvist bringt die rebellische Formel des ewigen Teenagers Rock’n’Roll  für das neue Album nicht nur auf den Punkt, seine Band hat sie verinnerlicht wie kaum eine zweite in den 00er Jahren.

Dass die Schweden mit ihrem siebten Album aber derart treffend zurückkommen, dass die Promo-Zeile aus dem Mund des Anführers zur Kampfansage wird und mühelos ihr Versprechen einlöst, war nach elfjähriger Album-Abstinenz keine ausgemachte Sache.

Der Rotz und Schweiß, der schon beim ersten Durchlauf aus jeder Pore dieser Platte drückt, er bringt The Hives näher an Iggy & The Stooges als jemals zuvor. Ungestüme Energie, Proto-Punk und Dosenbier knallen bereits mit dem Opener „Bogus Operandi“ an die Schädeldecken jener, die die Hives als beste Live-Band der jüngeren Rockgeschichte vermisst haben. Um dann mit „Trapdoor Solution“ an zweiter Stelle und noch höherer Geschwindigkeit nachzutreten.

Die selbsternannten Tyrannosaurier würden es sich jedoch zu einfach machen, nur ihre augenscheinlich unerschöpfliche Energie im Tempo zu kanalisieren und einfach auf Albumlänge loszuballern.

Es ist ausgeklügelter. Die Band streut ihre Rohheit in die Breite und findet Melodien, wo eigentlich gar keine mehr zu finden waren. Das mit Bläsern zum Brass-Rocker aufgebockten „Stick Up“ hätten vor Jahre auch die Beatsteaks schreiben können, als sie noch nicht so alt waren, wie sich The Hives weigern zu sein.

Mit „Smoke & Mirrors“ folgt einer der überraschendsten und gleichsam besten Songs der Platte, der in seinem fulminanten Stackatto-Refrain lautstark nach dem glorreich knarzenden Breitwand-Rock der Japandroids ruft.

Zu verantworten hat die in ihrer Abwechslung und Hit-Dichte überschäumende Trackliste offiziell das unbekannte Genie Randy Fitzsimmons, der die Songs der Hives schreibt und sich die Konzepte ausdenkt, aber bevorzugt abseits des Rampenlichts agiert.

Ein Nachruf in einer Lokalzeitung soll die Band auf den Tod Fitzsimmons aufmerksam gemacht haben, nachdem sie angeblich jahrelang nichts von ihm gehört hatte. An seinem Grab fanden sie statt seiner Überreste dann die Demos für die Songs zu dieser Platte. So zumindest die offizielle Version, die im Video zur Auftaksingle „Bogus Operandi“ festgehalten wird.

Was genau es damit auf sich hat, und ob Fitzsimmons tatsächlich tot ist, lassen The Hives offen. Es liegt nahe, dass es sich hierbei lediglich um einen PR-Stunt handelt, den beide Seiten für gelungen hielten und in die Tat umsetzten. Nötig hätte das die Platte nicht. Denn die Songs überzeugen auch ohne morbide Rahmengeschichte.

Schließlich ist beim Songwriting der Schweden häufig der Name Programm. So taugt der Offbeat-Song „Crash Into The Weekend“ bestens, um am Freitagabend aus dem Büro heraus mit der Tür in den nächsten Rockklub zu fallen, um dann mit dem Elektro-Punker „The Bomb“ – noch so ein unvorhergesehenes Stück – wieder ausgespuckt zu werden.

Ja, der Rock’n’Roll der Hives trägt inzwischen so viel Punk auf dem Buckel, dass Iggy Pop hier thematisch besser ins Vorprogramm passen würde als bei den Red Hot Chili Peppers. Ihrerseits im Vorprogramm der Arctic Monkeys, haben sich The Hives offensichtlich den Song „What Did I Ever Do To You?“ abgehört, der sich, ohne weiter aufzufallen, zwischen die Songs der “AM”-Platte mischen würde.

Es ist, wenn man so möchte, die einzige kurze Verschnaufpause des Albums, bevor sich The Hives im Schlussong „Step Out Of The Way“ nochmals ganz vom Garage-Rock ihrer Landsleute von The International Noise Conspiracy übermannen lassen und sich dabei so großmäulig wie eh und je und obendrein noch ein bisschen einschüchternd geben.

Aufgenommen wurde der Brandsatz von Album übrigens in den ABBA Studios. Wäre zu nett, zu erfahren, was davon noch steht. Prädikat: Abriss! Urteil: Geil!

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