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Deeper – Careful!

Deeper haben kürzlich beim ikonischen Indie-Label Sub Pop unterschrieben. Die neue Heimat nimmt die Band aus Chicago zum Anlass, einen Soft Reset durchzuführen und in gewisser Weise ein zweites Debütalbum herauszubringen.

Mit der Prämisse ist es faszinierend, sich die mannigfaltigen Möglichkeiten vor Augen zu halten, wenn man die ersten beiden Platten des Quartetts im Auge behält: Bisher spielten Deeper einen eher nüchternen, auf den Punkt kommenden und ziemlich geradlinigen Post-Punk.

An Parquet Courts und auch an Silverbacks fühlt man sich da erinnert: Leicht verschroben klingen die US-Amerikaner gerade auf dem Vorgängeralbum “Auto-Pain” von 2020, gerne zum Garage-Rock und Indie-Pop rüberschauend und einerseits etwas schmuddelig, andererseits aber grundsympathisch.

Nun steht die Frage im Raum, was es davon zum Quasi-Debüt “Careful!” rübergeschafft hat. Arbeiten sie das bereits Vorhandene weiter aus oder stößt die Band in absolutes Neuland vor? Es könnte in alle Richtungen gehen, die wenigsten davon wären wirklich überraschend.

Der Opener “Build A Bridge” gibt noch keine wirklichen Anzeichen für große Veränderungen: Noch immer spielen Deeper ihren Indie-Rock, der ziemlich nach New York klingt, nach Television und Talking Heads, und auch ein wenig nach den Strokes.

Allerdings folgt darauf “Heat Lamp”, ein kleines, aber überdrehtes Zwischenspiel, das sich irgendwo zwischen Gitarren-Verzerrung und Synthesizer-Sprudeln kurzerhand in die Gehörgänge schraubt. Danach tut “Glare” so, als wäre nichts gewesen.

Bevor man den eigenen Verstand hinterfragt und sich nicht sicher ist, ob diese kurze, elektronische Pause doch real war, greift “Tele” den Spirit auf und versetzt den düsteren Post-Punk mit schmucken Synth-Akkorden.

Im Laufe von “Careful!” springen Deeper immer wieder hin und her, bedienen mal den trockenen Rock-Humor und die süffisante New-Wave-Welt, spendieren “Fame” ein sexy Saxophon und tauchen in “Devil-Loc” dann in einen vollständig elektronischen, wavigen Minimal-Track ein.

Deeper wirken paranoid, aber voller Adrenalin. Die Zerrissenheit zwischen den zwei musikalischen Polen pumpt aufregende Spannung direkt in die Adern der Band und es ist nie wirklich sicher, wo die ruhelose Band als nächstes hinstürzt.

Komplett können sich die Chicagoer am Ende nicht vom Post-Punk-Revival lösen – müssen sie aber auch nicht, denn zum Einen spielen sie den auf “Careful” nach wie vor ziemlich fantastisch. Zum Anderen haben Deeper herausgefunden, wie sie mit neuen Ansätzen erfolgreich weiter in die Tiefe gehen können. Der Bandname ergibt also komplett Sinn.

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