Beim Titel des achten Studioalbums von DJ Shadow muss man unweigerlich an ein retrofuturistisches Videospiel im Stile eines Jump & Run’s denken. „Action Adventure“ – je nach Track unterscheidet sich die Kulisse, wechselt der Hintergrund.
Der Uptempo-Auftakt „Ozon Scraper“ spielt mit seinem treibenden Beat und den funkelnden Synthesizern in intergalaktischen Sphären. Das Raumschiff bleibt vor dem inneren Auge bewusst zweidimensional.
Im eher urbanen „All My“ wechseln die Farben, das Tempo und die Verkehrsdichte. Vor allem aber kultiviert Joshua Paul Davis, wie DJ Shadow mit bürgerlichem Namen heißt, seine Sample-Kunst:
“All my records and tapes” zählt darin zu den wenigen Worten innerhalb der 14 überwiegend instrumentalen Tracks. Es ist der Ausdruck und das Arbeitsethos eines leidenschaftlichen Vinylsammlers.
In seiner Vita für unzählige Kooperationen und noch mehr Remixalben bekannt, genügt sich der DJ und Produzent aus San José ausnahmsweise selbst. Es gehe um seine Beziehung zur Musik. Sein Leben als Sammler und Kurator. Um alle seine Platten und Kassetten, nicht die von anderen.
In seiner Sammlung befindet sich offensichtlich etliches aus den 80ern, nicht selten mit einem latenten Horrorfaktor. „Witches Vs Warlocks“ ist in seiner gespenstischen Atmosphäre über einem rasenden Beat ein klarer Fingerzeig in Richtung Videothek, als diese noch mit Leben gefüllt war.
Auch „A Narrow Escape“ geht in diese Richtung. Entweder man schaut bei der Flucht mit offenem Ende gebannt zu oder man steuert den Flüchtigen selbst. Spätestens hier hat „Action Adventure“ das Potenzial, endlich wieder einen nostalgischen Konsolenabend auf die Agenda zu packen.
Das Bedürfnis, sich durch die eigene Plattensammlung zu hören und gezielt zu den seltener gespielten Exemplaren zu greifen, wecken andere Tracks. “You Played Me” etwa, das durch eine eBay-Auktion von 200 Kassetten inspiriert wurde, die ein Radiosender einst aufnahm, um in den 80ern die Gegend um Baltimore mit einer Mischung aus Tanzmusik, R&B und frühem Hip-Hop zu versorgen.
Andere Tracks veranlassen zu einem Griff nach Getz/Gilberto, John Coltrane oder Miles Davis, ganz sicher auch Teile von Davis‘ Plattenschrank. Am Schönsten bringt das Stöbern das in Ton und Titel bestens gewählte “Fleeting You (An Audible Life)” zum Ausdruck.
Gemessen an seinem eigenen ‘Audible Life’, vor allem an seinem Meisterwerk „Entroducing“ von 1996, fehlt „Action Adventure“ selbstverständlich das Bahnbrechende und Visionäre. DJ Shadow gelingt dennoch ein mit Detailverliebheit kuratiertes Sample-Kleinod mit treffsicherem 80er Jahre Zeitkolorit.
