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Helena Deland – Goodnight Summerland

Wenn geliebte Menschen sterben, dann fehlen immer die Worte. Jeder findet sich früher oder später in der Situation wieder, in der man komplett keine Ahnung hat, was man der Freundin oder dem Freund sagen soll, der gerade Vater oder Mutter oder einen anderen Herzensmenschen verloren hat. Manchmal hilft vielleicht auch das Eingeständnis der Ratlosigkeit.

Helena Deland verarbeitete den Tod ihrer Mutter hingegen mit vielen Worten, denn auf „Goodnight Summerland“ geht es hauptsächlich darum: um den Verlust eines geliebten Menschen. Dementsprechend zurückhaltend und melancholisch ist die Musik dazu.

Erschlagen von purer Traurigkeit wird man hingegen zu keiner Zeit. Vielmehr trifft Deland es mit einem Zitat von C.S. Lewis, das sie kürzlich in einem Interview erwähnte und mit dem sie sich auf das mystische Phänomen der Trauer bezieht, auf den Kopf: “Es ist wie der Himmel, der sich über allem ausbreitet”.

So finden sich auch in den optimistischeren Momenten des Albums, wie beispielsweise bei „Spring Bug“, immer dieser Funke Melancholie, der Himmel bricht jedoch nie über einem zusammen.

Im Gegensatz zu ihrem Debütalbum „Someone New“, bei der Helena Deland ihre delikaten Lyrics öfter in atmosphärische Klänge und elektronisch angehauchte Spielereien bettete, strotzt „Goodnight Summerland“ vor Minimalismus. Der Indie-Dream-Pop weicht spärliche Folk-Arrangements.

Die meistens Songs kommen leichtem Akustik-Strumming und Delands unaufgeregter Stimme aus, die hier und da durch stilvolle Bläser unterstützt werden.

Ein Paradebeispiel dafür ist „Bright Green Vibrant Gray“. Nach dem intimen Anfang, bei dem man Deland beim Atmen zuhören kann, webt die Singer/Songwriterin im Laufe des Songs gekonnt ein zurückhaltendes Schlagzeug und immer wieder kurze Bläser-Einsätze ein, die perfekt als die Vertonung des im Songtitel erwähnten „leuchtenden Grüns“ durchgehen.

In „Saying Something“ spricht Deland die zuvor geschilderte Problematik an: „I know you are trying to be a friend / I hear you / Knowing what to say isn’t easy“, singt die Kanadierin über langsamem Gitarren-Picking und liefert so eine lupenreine Folk-Nummer, bei der es sich, wie sowieso auf allen Songs dieser Platte, lohnt, genau hinzuhören.

Wenn man das nächste Mal nach Worten sucht und nicht die richtigen finden kann, dann greift man vielleicht einfach zu „Goodnight Summerland“. Denn manchmal hilft Musik mehr als ein Gespräch.

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