Bei Loverman geht es ausschließlich um die Liebe. Das zeigt sich gleich doppelt: Nicht nur beim Künstlernamen, sondern auch beim Titel, den er für sein Debütalbum gewählt hat. Das hört schlichtweg auf den Namen „Lovesongs“.
Wer aufgrund dessen jetzt kitschige Pop-Hymnen erwartet, der wird enttäuscht werden. Denn glücklicherweise zeigt sich der Belgier, der mit gebürtigem Namen James de Graef heißt, in Sachen Songwriting deutlich kreativer als in der Namensgebung.
Dass man seinen Künstlernamen als Referenz an Nick Cave And The Bad Seeds deuten kann, kann dabei kein Zufall sein. Auch, wenn er musikalisch mit dem krachigen „Loverman“, das die Australier vor mittlerweile fast 30 Jahren auf dem Album „Let Love In“ veröffentlichten, nur wenig gemeinsam hat.
Aber man kennt den 66-jährigen Nick Cave mit schwarzem, kinnlangem Haar, meisten in schwarzem Sakko und weißem Hemd gekleidet, auch nicht unbedingt wegen diesem Song, sondern vielmehr als Meister der düsteren Balladen. Und genau davon finden sich auch auf „Lovesongs“ jede Menge.
Schon mit dem mystischen Opener „Another Place“ macht Loverman klar, dass auf diesem Album nicht unbedingt die stereotypen Liebeslieder warten, sondern intime Momente der Melancholie. Die kommen manchmal minimal daher, wie beispielsweise beim Opener, der allein mit Akustik-Gitarre und dem samtigen Bariton auskommt und die Hörer*innen dank ein paar schäumender Wellen und Möwengeschrei im Hintergrund an irgendeine kalte Küste transportiert.
Wem „Into The Night“ musikalisch noch nicht düster genug ist, kann mit dem dazugehörigen Video für die Extraportion Dunkelheit sorgen und sich von dem fahlbleichen Protagonisten mit Vampirzähnen in die Nacht entführen lassen. Nosferatu lässt grüßen.
Die eingängige Melodie des Refrains von „Who’s Going To Love You“ erinnert mit seiner bittersüßen Schwere an Lana Del Reys Version von „Summer Wine“ und sorgt mit seinem orchestralen Ende für etwas mehr Imposanz ohne zu übertreiben. Der Ohrwurm bleibt lange hängen und ist definitiv eines der Highlights der Platte.
Aber Loverman kann auch andere Töne anschlagen, wie er in der bluesigen Ballade „Call Me Your Loverman“ oder „Would (Right In Front Of Your Eyes)“, das im Vergleich zu den übrigen Songs tempomäßig überraschend nach vorne geht, beweist.
Mit „Lovesongs“ ist dem Belgier nicht nur dank seiner außergewöhnlichen Stimme mit hohem Wiedererkennungswert ein starkes Debüt gelungen, das Lust auf mehr macht.