Priya Ragu aus der Schweiz hat letzte Woche ihr Debütalbum „Santhosam“ veröffentlicht.
Priya Ragu wuchs in St. Gallen auf, ihre Eltern waren Bürgerkriegsflüchtlinge aus Sri Lanka und verließen das Land in den 1980er-Jahren. Trotz ihrer neuen Heimat sorgten sie dafür, dass Ragu und ihr Bruder, der Produzent Japhna Gold, mit der tamilischen Kultur aufwuchsen, und veranstalteten bei sich zu Hause Jam-Sessions, bei denen alle Kollywood-Songs sangen.
Priya war als Sängerin in einer gemeinsam Band mit ihrem Vater, der die Tabla spielte, und ihrem Bruder, der am Keyboard saß. Trotz dieser umfangreichen musikalischen Erziehung hatten Ragus Eltern kein Verständnis für ihren brennenden Ehrgeiz, Musik zu ihrem Beruf zu machen. In der Tradition der tamilischen Kultur wollten sie, dass ihre Tochter einen guten Job bekommt und dann heiratet.
Und so teilte Ragu ihr Leben auf: Heimlich übte sie sich in ihrer Berufung zum Popstar, für ihre Eltern jobbte sie bei einer Schweizer Fluggesellschaft. Doch 2017 stellte Ragu ihr Leben auf den Kopf und zog für ein halbes Jahr nach New York, wo sie begann, mit ihrem Bruder, der noch in der Schweiz war, an eigener Musik zu arbeiten.
Daraus entstand zunächst „damnshestamil“, ihr 2021 veröffentlichtes Mixtape sowie nun ihr Debütalbum „Santhosam“ („Glück“ auf Tamil). Daraus wurde zuletzt die Single „Black Goose“ ausgekoppelt, die Priya auch im Rahmen einer Show live performte.
Mit einer Mini-Doku, „The Road To Santhosam“, gibt die Künstlerin einen Einblick in die Entstehung des Albums und ihren eigenen Weg. In mittlerweile vier Episoden geht es u. a. um die Gründe für die Flucht ihrer Eltern aus Sri Lanka in die Schweiz, den Einfluss ihres musikalischen Vaters auf ihre eigene Entscheidung Musikerin zu werden, aber auch, wie das strenge Elternhaus sie zunächst daran hinderte und zugleich umso mehr anspornte, ihrem Traum nachzugehen.
„Santhosam“ ist ein vibrierendes Album, das ihren Raguwavy-Sound – brodelnder R&B, meisterhafte Pop-Hooks, erdige, gefühlvolle Vocals, Dance-Beats und die warmen Tabla-Rhythmen und spiralförmigen Melodien der tamilischen Musik zu noch abenteuerlicheren Höhen führt.
Geprägt von Priyas positiver Ausstrahlung, die mindestens so ansteckend ist wie die Musik selbst, pulsiert das Album mit unglaublich vielseitigen musikalischen Texturen und drängenden politischen Themen.
Das Album ist auch das Resultat eines Selbstfindungsprozesses. „Das Album erzählt, wie ich das Glück gesucht und gefunden habe. Es hat mir geholfen, meine Bestimmung im Leben zu finden. Vielleicht wird es auch anderen dabei helfen.”, sagt von Priya.
Das eigene Schicksal schreiben statt fremdbestimmt zu leben – diese Haltung liegt dem euphorischen „School Me Like That“ zugrunde, das von einem wummernden Tabla-Beat und luftigen Synthesizern geprägt ist.
Universellere Themen werden in „Black Goose“ erforscht, einem Song voll lodernder Wut, der im Zuge des Mordes an George Floyd und der Black-Lives-Matter-Proteste von 2020 geschrieben wurde, und in „Let Me Breathe (Reprise)“ mündet, einem spirituellen Ruf nach Freiheit, Emanzipation und Frieden.
Auch ansonsten reiht sich auf dem Album Highlight an Highlight, von der Dancefloor-Disco-Energie von „One Way Ticket“ bis hin zu „Power“, das mit einem Orchester in Budapest aufgenommen wurde und von einem mitreißenden Streicherarrangement des indischen Komponisten Bala getragen wird.
Das Album schließt mit dem tamilischen Lied „Mani Osai”, das eine lang gepflegte Familientradition fortsetzt: Einmal im Jahr schreiben Priya, Japhna und ihr Vater gemeinsam einen Song. Obwohl der Song nie als als Priya-Ragu-Song angedacht war, fühlte er sich plötzlich wie der perfekte Abschluss des Albums an, erinnert sich Priya.
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