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Viji – So Vanilla

In der aktuellen, von TikTok geprägten, Musikwelt haben vor alle zwei Formate große Chancen: Instant Hits und Sounds mit richtig dicker Atmosphäre. Solche eben, zu denen sich ganz schnell die richtigen Kurzvideos drehen lassen. Mit ihrem Debütalbum “So Vanilla” bedient Viji definitiv das zweite Lager. Und das im bestmöglichen Sinne.

In den letzten Monaten wurde die in London lebende österreichisch-brasilianische Künstlerin bereits von allerlei internationalen Medien als das nächste große Ding betitelt. Das geht heutzutage zwar sowieso sehr schnell, ist in Vijis Fall aber auch sehr offensichtlich.

In Indie-Kreisen wird ihr Sound alleine deswegen Anklang finden, weil er in den Bedroom-Grunge-Pop-Rock Zeitgeist von beabadoobee & Co. bestens reinpasst.

Wie es sich eben gehört, zeigt das erste Album nun die einzelnen Facetten der Musikerin nochmal detaillierter. Und die passen gleichzeitig zum Albumtitel und sind doch ganz konträr.

Bei der titelgebenden Vanille haben die meisten wohl wohltuende Duftnoten und cremigen Geschmack im Kopf, richtige warmherzige Kuschel-Atmosphäre eben. Und dann sind viele Songs ganz offensichtlich vom grummeligen Grunge der 90er beeinflusst. Wie jetzt?

Das ergibt aber vollkommen Sinn, da auch “So Vanilla” vor allem eine Atmosphären-Geschichte ist, die nicht dick aufträgt und die in ihrer – zugegeben oft eher bedrückenden – Stimmung doch auch etwas sehr Behagliches hat.

Und so nebenbei: “Vanilla” heißt das Album eigentlich deswegen, weil Vijis bürgerlicher Name Vanilla Jenner lautet. Wie schön!

Während des Albums hockt man also mit der Musikerin im abgedunkelten Zimmer und macht es sich mit den eigenen Dämonen gemütlich unter der Decke. Mal klingt dann die erwähnte beabadoobee als Referenz im Alt-Pop durch (“1850”), mal das zerbrechliche Storytelling von Julien Baker (“Blanket”), mal das dringlichere 90s-Gewand von Alanis Morissette (“Anything”).

Instrumental gibt es mit dem Kontrast aus dem sehr aktuellen Alt-Pop à la Sorry in “Karoke” und den geschichteten Sonic-Youth-Gitarren in “Down” eine schöne Reibefläche.

Bei so vielen Referenzen wird klar: Viji erfindet hier gar kein Rad neu. Mit dem selbsterwählten fährt sie aber jetzt schon wie eine echte Meisterin. TikTok wird’s lieben – und die Indie-Bubble auch.

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