Zum Wetter passt das Abendprogramm in der Live Music Hall, Köln an diesem gestrigen Sonntagabend auf jeden Fall nicht. Dicke Jacken sorgen für lange Schlangen an der Garderobe und Kaltgetränke wirken fast etwas fehl am Platz. Kaffee wär‘ was Feines jetzt – aber wir schweifen ab. Denn eigentlich geht es ja um Bombay Bicycle Club.

In der Halle angekommen, fällt es plötzlich erstaunlich leicht, die winterlichen Temperaturen vor der Tür auszublenden. Die Live Music Hall ist voll und es ist eng. Wer sich mutig dagegen entschieden hat, den winterfesten Mantel vorher abzugeben wird jetzt unfreiwillig zum unbeweglichen Kleiderständer – oder schwitzt sich einen ab.

Beim Blick nach vorn sticht sofort das Bühnenbild ins Auge. Zahlreiche Luftballons und ein großes, goldenes „My Big Day“ zieren die Bühne. Lametta als bunter Hintergrund darf auch nicht fehlen und erweckt fast den Eindruck einer Schul-Abschlussfeier.

Als die Band dann die Bühne betritt, fügt sich auch das Bühnenbild, welches eher den Anschein einer kollektiven Geburtstagsparty macht, noch besser in den Gesamteindruck ein.

Bombay Bicycle Club wirken euphorisch, endlich in Köln spielen zu können, begrüßen das Publikum mit Konfetti-Kanonen und springen ekstatisch umher. Frontmann Jack Steadman setzt ein ansteckendes Grinsen auf, das ihn fast durch den ganzen Abend begleitet.

Nach einer gesunden Mischung aus Klassikern („Feel“) und Neulingen („Just A Little More Time“) setzt Steadman erstmal zum Begrüßungsmonolog an und ordnet den Auftritt in Köln in die turbulenten letzten Jahre ein:

Die Corona-Pandemie, deren Beginn nun schon sage und schreibe fast vier Jahre zurück liegt, habe der Band gleich mehrere Striche durch mehrere Rechnungen und eine Tour durchs europäische Festland unmöglich gemacht. Dass ihr letztes präpandemisches Album ausgerechnet „Everything Else Has Gone Wrong“ hieß, kommentiert die Band ebenfalls selbstironisch.

Besonders für die Zuschauer*innen ist an diesem Abend, dass sie gleich zwei neue Alben vorgestellt bekommen, mit „My Big Day“ liegt das aktuellste erst einen knappen Monat in der Vergangenheit und dominiert dementsprechend die Setlist.

Dank „Shuffle“, „So Long, See You Tomorrow“, „Always Like This“ und andere altbekannten Tracks gehen aber auch diejenigen nicht leer aus, die sich die Tickets für diesen Abend eher aus einer nostalgischen Laune heraus gekauft haben.

Die Stimmung ist – nicht zuletzt wegen des engagierten Animateurs Steadman – gelöst, getanzt wird besonders vorn viel und aus und im Takt mitgeklatscht werden darf im ganzen Saal.

Während ihres Sets erzählt die Band noch von einer unangenehmen Begegnung mit der Ehrenfelder Polizei. Diese hätte am frühen Nachmittag den Soundcheck zunächst unter- und dann abgebrochen – aus Lärmschutzgründen. Glücklicherweise aber nur bis 18:00 Uhr, dann durfte wieder aufgedreht werden. Mittagsschlaf ist schließlich heilig!

Etwas Ruhe kehrt mittendrin aber trotzdem ins Set von Bombay Bicycle Club ein. Ein akustisches Intermezzo, das man laut Steadman so im Vereinigten Königreich nicht unbehelligt hätte spielen können, kühlt die Gemüter. In London wären aus Enttäuschung über die Unterbrechung Biere geflogen.

Bombay Bicycle Club schlagen mit ihrem Konzert für viele Fans die Brücke zwischen prä- und postpandemischem Leben und versichern all denjenigen, die es in die Live Music Hall geschafft haben, dass die Songs, die sie vor 2020 mochten und mit schönen Erinnerungen assoziieren, immer noch existieren. Ein Gefühl der Kontinuität setzt ein, von einem Übergang statt einem Bruch.

Draußen vor der Tür wird man dann wieder mit dem Übergang in den Winter konfrontiert, stellt sich fröstelnd – weil dieses Mal ohne Jacke – in die Schlange vor der Garderobe und freut sich auf den Festivalsommer. Der ist zwar noch etwas hin, aber Bombay-Bicycle-Club-Fans aus Köln sind das Warten ja gewöhnt.

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