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Sam Fischer – I Love You, Please Don‘t Hate Me

Der Weg zu seinem Debütalbum war für Sam Fischer alles andere als leicht: Der australische Singer/Songwriter hatte von Anfang an mit inneren und äußeren Widrigkeiten zu kämpfen.

Alleine die Tatsache, dass sein erstes Label die Zusammenarbeit abbrach, brachte Fischer kurz vor das komplette Ende seiner Musikkarriere. Die sowieso schon vorhandenen Selbstzweifel fanden hier fruchtbaren Boden.

Fischer blieb dennoch zielstrebig bei seiner Aufgabe und werkelte teilweise viele Jahre an einigen Songs – er selbst behauptet, er habe sein gesamtes Leben an seinem ersten Album gearbeitet.

Die Sorgen schlagen sich ausführlich bei den Sessions zu “I Love You, Please Don’t Hate Me” breit, denn der Musiker greift für die Songs tief in seine Seele und stößt dabei auf tiefste Gefühle und Ängste, die man normalerweise mit niemandem teilt – schon gar nicht auf solch öffentliche Art.

Es ist “I Love You, Please Don’t Hate Me” auch anzumerken, wieviel Herzblut in jedem einzelnen der 15 Songs steckt. Alleine der Titeltrack bringt Melancholie, Epik und Dringlichkeit in einem erst minimalistischen Pop-Konstrukt zusammen, das sich darauf mit vielschichtigen Vocal-Arrangements und starkem Schlag in Richtung Gospel direkt ins Herz bohrt.

“I’m so sick of starting every sentence with I’m sorry”, singt der Australier und drückt daraufhin seinen Selbsthass aus. Fischer leidet und hat genug davon, dies heimlich und still nur für sich zu tun – denn dadurch wird die Heilung nie beginnen können.

Das folgende “Afterglow” geht mehr nach vorne und schaut sich viel von der derzeitigen 80s-Pop-Welle ab, wirkt dabei aber ebenfalls wehmütig und mitreißend.

Das Einzige, das der völligen Authentizität im Wege steht, ist ironischerweise genau das, was Fischers Musik den bisherigen Riesen-Erfolg einbrachte: sein Pop-Verständnis. Denn so aufrichtig er jedes einzelne gesungene Wort meint und wie emotional jede Zeile auch sein mag:

Die Tatsache, dass das Medium der Wahl recht beliebiger Radio-Pop ist, schmälert bis zu einem gewissen Grad alles, was “I Love You, Please Don’t Hate Me” emotional zu bieten hat.

Es ist eine Mischung aus vielen kleinen Dingen: die allzu glatte Produktion, der messerscharfe Fokus auf mitreißende Hooks für den nächsten Hit, die Gastbeiträge von Pop-Sängerinnen wie Demi Lovato, Amy Shark oder Meghan Trainor – es bleibt durchgehend klar, dass Fischer nicht etwa eine komplexe Konzept-Platte über sein Innerstes schreibt, sondern, dass es catchy und vermarktbar sein soll.

Am Ende ist es immer noch ein ansehnliches Debütalbum, das tiefe und große Gefühle einfach und leicht verdaulich verpackt. Als Songwriter zeigt sich Fischer mehr als fähig, introspektive Hymnen zu schreiben.

Sein Erfolg gibt ihm Recht – sein gesamtes Potenzial bleibt dadurch dennoch eingeschränkt.

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