Adrienne Lenker hat ihre neue Single „Sadness As A Gift“ vorgestellt, eine Auskopplung aus „Bright Future“, ihrem neuen Album, das am 22. März erscheinen wird.
Die Hoffnung, die Vereinigten Staaten von Amerika könnten zu einem Schmelztiegel der Kulturen werden, scheint heute beinahe so gescheitert zu sein wie zu den Zeiten des Bürgerkriegs, als sich sogar die Vereinigung der Staaten ausgeträumt zu haben schien.
Aber trotzdem ist die Ausbeute nicht schlecht. Zwar haben wir auf der Verlustseite die Sauce Alfredo, die Segregation, eine unterdrückte Minderheit der First Nation und Donald Trump – aber dafür haben wir Jazz, R&B, Rock’n’Roll, Moby Dick, die Avengers und eigentlich ist ein Burger auch keine schlechte Idee.
Ach, und dann gäbe es noch einen Musikstil, über den wir nicht mehr so gerne reden. Er nennt sich „Land“, oder in der Originalsprache „Country“. Zu weiß ist er, zu viel Pathos und zu große Cowboyhüte, auf den falschen Wahlveranstaltungen gespielt.
Zurück zum Thema: Adrianne Lenker, die als Sängerin und Songwriterin der Indie-Band Big Thief bekannt ist, hat sich ihre Freunde Nick Hakim, Mat Davidson und Josefin Runsteen geschnappt und in einer kleinen Hütte eingesperrt.
Die setzten sich ans Klavier, stimmten Geige und Gitarre und spielten 12 neue Songs ein, die Adrianne geschrieben hatte. Keine Aufnahme wurde gestoppt, kein Take zurückgehört – vier Menschen, drei Instrumente und Stimmen, vor allem eine. Mehr nicht.
Keine ganz neue Technik für Lenker, schon zu ihrem Album „songs/instrumentals“ hieß es 2020 im MusikBlog-Review: „Thematisch und musikalisch ist der Minimalisten-Folk von Lenker naturgemäß geprägt von Melancholie und der Verarbeitung seelischer Pein. Reduzierte und repetitive Pickingmuster und hypnotischer Gesang prägen die Stimmung.“
Das gibt auch „Sadness As A Gift“ die Intimität, die der Text verlangt. „Ich glaube, was diese Leute gemeinsam haben, ist, dass sie einige der besten Zuhörer*innen sind, die ich musikalisch kenne“, sagt Adrianne über ihre Mit-Musiker.
Wir sehen Adrianne im Text des Songs an eine Fensterbank gelehnt. Sie lässt ihren Blick über den Wald streifen und denkt Gedanken, die mit „Es hätte …“ und „Wir waren …“, beginnen – Gedanken, die man verflossenen Beziehungen gerne widmet, wenn es nicht mehr zu weh tut.
„Eines Tages schreibst du mir vielleicht. Ich glaube, das wirst du auch. Wir könnten doch einfach unsere Traurigkeit als Geschenk betrachten – aber wahrscheinlich würden wir uns zu traurig fühlen, um das auszuhalten“, singt sie.
Und gegen Ende, als es wieder ein bisschen mehr schmerzt: „Du und ich konnten in die gleiche Ewigkeit blicken, jede Sekunde voller Majestät. Du konntest die Musik in meinem Kopf hören und hast mir einen Ort gezeigt, an dem ich auch im Alter leben wollte“.
Traurigkeit ist ein Geschenk. Wie dieser Song. Klar, wir nennen ihn Folk, aber es ist natürlich ein Country-Song. Gut so.
