Elektronischer Beat, ausgefeilterer Gesang und keine Gitarre im Vordergrund. Die bekannte, schräg zerrende Signature-Hookline aller bisherigen Alben lugt bald hervor. Mackenzie Scott, aka Torres, zeigt schon mit dem Opener „Happy Man’s Shoes“ ihres neuen Albums „What An Enormous Room“, dass sie weiterhin nicht gedenkt, auf der Stelle stehen zu bleiben.
„Life As We Don’t Know It“, der zweite Track ihres sechsten Studio-Albums schlägt die musikalische Brücke zur Vergangenheit. Gitarre wieder da, Dynamik und Drive wie gewohnt.
„I Got The Fear“ ist ein überspitzter Ausflug ins Singer/Songwriter-Genre. Schnarrende, akustische Gitarre und latente Feedbacks im Hintergrund versteckt. Vordergründig trivial schnürt das Stück die Luft ab. Lässt Panikattacken atemlos greifbar werden. Eines der tiefsten Stücke der Platte.
Da befreit „Wake To Flowers” ab dem ersten Satz. Vorwärts gerichteter Sound. Der triviale Beat tritt in den Hintergrund und lässt der zärtlich zerrenden Gitarre und Torres‘ Stimme den notwendigen Raum. Auch, wenn es nicht immer so aussieht, irgendwie ist doch Hoffnung im „morgen“.
Typischer als die Single-Auskopplung „Collect“ kann ein Stück von Torres nicht anfangen. Der Song verdichtet alles, was ihre Musik ausmacht, ohne wie ein Abklatsch alter Werke zu wirken. Straight forward, ohne jede Komplexität zieht es nach vorne, der Refrain lässt nicht mehr los. Stillstehen beim Konzert sicherlich unmöglich. Genauso schnell wird es sich aber vermutlich auch abnutzen.
In „Artifical Limits“ untermalt eine Orgel nicht zur Ruhe kommende Gitarrenspuren. Das Stück „Jerk Into Joy“ eröffnet eine neue Dimension von Mackenzie. Repetitiver Sprechgesang bleibt nach dem Anfang im Hinterkopf hängen. Subtile Percussion ersetzt elektronisch stampfende Beats.
„I didn’t sing today because I didn’t have a song in my heart”. Gefangen in Untiefen von Emotionen. Tiefe vertreibt immer mehr die Vordergründigkeit. Viel bleibt nicht hängen von der Freude. Die Farben schillern sehr dunkel an der Grenze zum Schwarz.
Schwermütig und fragil schließt „Songbird“ das Album ab.
Vielschichtig, mal subtil, mal energetisch, nie langweilig oder inkonsistent. Mit „What An Enormous Room“ schafft Torres endgültig die Metamorphose ihres Sounds in neue Sphären. Konstant ernsthaft. So etwas wie banale Lebensfreude hat keinen Platz neben der Nachdenklichkeit.