Auf ihrem aktuellen Album wird dem Titel nach nichts wieder gut, auf ihren Konzerten hingegen schon. Zumindest scheint sowohl die Band als auch ihr Publikum die Shows als Mutmacher zu begreifen. „Tour wird wieder gut“, nennen Wizo das Unterfangen und verkaufen ihre Termine auch als in die Jahre gekommene, aber kein bisschen müde wirkende Alt-Punks weit im Voraus aus.

Entsprechend ist auch am gestrigen Dienstagabend das Karlsruher Substage so überfüllt wie eine Vielzahl deutscher Innenstädte am Wochenende zuvor. Die Demos auf den Straßen gegen die AfD fallen mit einer Show zusammen, auf denen die Partei auch ohne die neuesten Enthüllungen von Correctiv ihr Fett wegbekommen hätte. So allerdings finden die Proteste auf Clubebene einen entschlossenen Fortsatz.

Wizos Supportband ZSK spannt zu den Zeilen „Alle meine Freunde hassen die AfD“ vor der Bühne ein übergroßes Banner mit der Aufschrift „FCK AFD“ auf. Das Publikum dankt es mit „Alerta alerta Antifascista“ Sprechchören. Nicht zum ersten und bei weitem nicht zum letzten Mal an diesem Abend.

Trotzdem wundert sich Wizo-Frontmann Axel Kurth wenig später, warum es erst eine investigative Enthüllung für das seit Jahren Offensichtliche braucht, damit eine ernstzunehmende Masse gegen diese Partei aufbegehrt. Ein Song wie „Ganz klar gegen Nazis“, ist für ihn schließlich seit Jahrzehnten Lebenseinstellung und Lebensaufgabe und kein „plötzlicher Trend“.

Den Bedenken hält Kurth an der Seite seines Bassisten Ralf Dietel und Schlagzeuger Alex Stinson neben der Stirn auch den Spaß entgegen. Der No-Future-Attitüde des Punks ist schließlich immer auch der Klamauk und das ein oder andere Sauflied eigen. Das gilt bei Wizo mehr als bei allen anderen, wo selbst der „Seegurke“ Parolen gewidmet werden.

Und auch der Katzenhass, den das Sindelfinger Trio in „Kopf ab, Schwanz ab, Has!“ durchparodiert, bereitet noch immer eine nostalgische Freude. Es sind Songs, deren Zeilen vom Publikum genauso kollektiv und lautstarkt mitgegröhlt werden, wie die plakativen Statements: „Was früher die Gestapo war, ist heut‘ das BKA“.

Kurth hält Wort, wenn er nach dem ersten Ausraster des Konzerts in Form von „Raum der Zeit“ die Drohung folgen lässt, mit „Das Goldene Stück“ dem Publikum die letzte Verschnaufpause des Abends zu gewähren.

Von der ein oder anderen etwas zu lang geratenen Redepause zwischen den Songs einmal abgesehen, folgt im Grunde eine einzige Tempoverschärfung und eine muntere Mischung aus ernstgemeinter Rebellion und feuchtfröhlichen Albernheiten im Stakkato.

Nur logisch daher, dass nach der Huldigung für „Pipi“ Langstrumpf, die Band wieder Mittelfinger zeigt, als Stachel für die AfD. Und einen besonderen Stachel für die CDU und noch einen für den Stuttgarter Oberbürgermeister, der sich bis heute nicht zu den Anti-AfD-Demos geäußert hat.

Folgerichtig unterstreichen Wizo noch einmal ihre Attitüde, wenn sie das Publikum mit dem Mantra: „Eine Revolution für den Frieden und die Freiheit / Eine Revolution für die Anarchie“ nicht nur nach Hause, sondern gewiss auch wieder auf die Straße schicken. Daran besteht nach dieser Show keinen Grund zu zweifeln.

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